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Selbstverteidigung Kleiner Waffenschein boomt

Der Trend zur Selbstbewaffnung hält auch in Sachsen-Anhalt an. Die Zahl der Anträge auf einen Kleinen Waffenschein hat sich verdoppelt.

Von Matthias Fricke 22.04.2017, 01:01

Magdeburg l Spätestens nach der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof vor zwei Jahren stieg die Nachfrage nach Selbstverteidigungswaffen sprunghaft an. Teilweise waren Pfefferspray und Schreckschusspistolen sogar ausverkauft. Jörg Werthe, Verkäufer in einem Stendaler Waffen-Fachmarkt: „Das hat sich inzwischen wieder normalisiert.“

Kaufen kann eine Schreckschuss- oder Signalpistole zunächst jeder, der das 18. Lebensjahr vollendet hat. „Wer diese Waffen allerdings außerhalb seines Grundstücks tragen möchte, benötigt dafür einen Kleinen Waffenschein“, erklärt Kriminalrätin Ilona Wessner von der Polizeidirektion Nord. „Ansonsten wäre es ein Verstoß gegen das Waffengesetz.“

Die Zahl der Anträge auf einen Kleinen Waffenschein hat sich nach Angaben des Innenministeriums Sachsen-Anhalt allein im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Sie stiegen von 4365 im Januar 2015 auf inzwischen rund 9000 Anfang dieses Jahres. Jeden Monat kommen 200 bis 300 neue dazu, erklärt Michael Kraska vom Innenministerium.

Im vergangenen Jahr wurden bundesweit fast 184.000 Kleine Waffenscheine neu beantragt. Damit stieg die Gesamtzahl im Vergleich zum Vorjahr um gut 60 Prozent auf 469 741.

Wer einen Kleinen Waffenschein will, muss mindestens 18 Jahre alt und zuverlässig sein. Man darf weder vorbestraft, noch alkohol- oder drogenabhängig sein. Ilona Wess­ner: „Unzuverlässigkeit wird bereits dann vermutet, wenn der Antragsteller wegen einer fahrlässigen Trunkenheitsfahrt verurteilt wurde.“ Alle drei Jahre überprüft die Behörde, ob der Besitzer der Erlaubnis noch „geeignet“ ist.

Die Polizei rät von Selbstbewaffnung grundsätzlich ab. Kriminalrätin Wessner: „Schreckschusspistolen gaukeln eine falsche Sicherheit vor.“ Im schlimmsten Fall können sie vom Angreifer gegen den meist unerfahrenen Besitzer gerichtet werden. Als Alternative empfiehlt sie Signalgeräte und Selbstbehauptungskurse. „Auch Trillerpfeifen können einen Angreifer abschrecken. Vor allen Dingen erregt man dadurch bei den Umstehenden Aufmerksamkeit.“