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Sachsen-Anhalt Wo Satelliten angezapft werden

Am Rande des Staßfurter Ortsteils hat gestern das Satellitenzeitalter begonnen. Mit zwei Sapos-Antennenwerden die Himmelskörper im Orbit „angezapft“.

Von Bernd Kaufholz 08.09.2020, 01:01

Hohenerxleben l Der Computermonitor im Einmannraum des sogenannten Bodenreferenzzentrums bei Hohenerxleben im Salzlandkreis zeigt die Satelliten, auf die die Antennen ein paar Meter entfernt aktuell Zugriff haben. Gestern gegen 10  Uhr sind es 24 der erdumkreisenden Hightechkörper.

Die Daten, die aus 35 Kilometern Höhe abgegriffen werden, dienen dazu, einen bestimmten Standort auf der Erde noch genauer bestimmen zu können, als bisher. „Geht es bei den herkömmlichen Navigationsgeräten um Meter, sprechen wir jetzt in der waagerechten Ausdehnung von einer Genauigkeit unter einem Zentimeter und der Höhe von etwa zwei Zentimetern“, sagt Heiko Sievers vom Landesamt für Vermessung und Geoinformation.

Im Visier der Antennen sind die globalen Systeme, wie das amerikanische GPS, das russische Glonass und das EU-System Galileo. Deren Signale werden rund um die Uhr empfangen und die Korrekturen berechnet. Hintergrund ist, dass die Signale der Navigationssatelliten leichte Abweichungen aufweisen, was bei festen Referenzzentren am Boden nicht der Fall ist.

Bisher sei es üblich gewesen „Referenzstationen“ auf Gebäuden zu errichten“, sagt Landesentwicklungsminister Thomas Webel (CDU) gestern anlässlich der Inbetriebnahme der Anlage. „Direkt im Ort gibt es zwar Strom, Internetanschluss und genügend Platz, um Rechentechnik aufzustellen. Aber auf ebener Erde ist die ganze Sache viel stabiler und andere Gebäude können die Signale nicht stören.“ Denn die Antenne sei schließlich das sensibelste Instrument.

Deshalb habe das Landesamt die Gelegenheit genutzt, von der Staßfurter Station, die sowieso auf den neuesten Stand gebracht werden musste, an den Rand von Hohenerxleben zu ziehen.

Millimetergenaue Standortkoordinaten werden auf vielen Gebieten benötigt. So beim Straßen- und Schienenbau, in der Verwaltung und in technischen Bereichen, auch für den Grundstücksmarkt werden die Lage- und Höheninformationen immer wichtiger.

Einer der größten Nutzer, so Sievers, sei die Landwirtschaft. „Gegenwärtig gibt es Verträge mit 360 Betrieben. Die Bauern geben die Koordinaten in ihre Fahrzeuge ein und können ihre Felder danach exakt bearbeiten.“

Die Referenzstation ist an einer Stelle neben der Landstraße 73 entstanden, an der viele Jahre lang ein Grundstück aus DDR-Zeiten vor sich hin rottete, das kurioserweise auch etwas mit dem „Himmel“ zu tun hatte. Dort stand ein sogenannter Luftüberwachungsbunker.

Als eine von 18 Stationen in Sachsen-Anhalt ist die neue Bodenstation Bestandteil des flächendeckenden deutschlandweiten Netzes von Sapos-Referenzstationen. Insgesamt betreibt Sapos 36 Stationen – neben Sachsen-Anhalt auch in Niedersachsen, Thüringen, Sachsen und Brandenburg.