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Salzabbau Pläne von Kali und Salz spalten die Region

Die Kapazitäten des "Kalimandscharo" werden Ende 2019 erreicht. Das Kalisalz-Unternehmen in Zielitz braucht eine neue Abraumhalde.

Von Jens Schmidt 14.04.2018, 01:01

Magdeburg l „Kali und Salz“ Zielitz (K+S) holt jedes Jahr 12 Millionen Tonnen Salz aus der Tiefe. Doch nur 15 Prozent davon sind Kali, der als Dünger weltweit verkauft wird. Der große Rest sind vor allem Steinsalze. Allerdings in ziemlich mieser Qualität. „Das taugt nicht mal als Auftausalz - geschweige denn als Speisesalz“, sagt K+S-Sprecher Ulrich Göbel. Daher wandern jährlich zehn Millionen Tonnen auf die Halde.

Der Berg, von den Einheimischen „Kalimandscharo“ getauft, wuchs auf 120 Meter Höhe. Doch Ende 2019 sind die Kapazitätsgrenzen erreicht. K+S braucht eine neue Halde. „Wenn wir keine Entsorgungsmöglichkeit haben, müssen wir die Produktion zeitnah einstellen“, sagt Göbel. Daher hat das Unternehmen die Erweiterung beantragt. Das Planverfahren läuft beim Landesbergamt. Die öffentliche Erörterung ist für dieses Jahr angepeilt.

200 Hektar Wald müssen für den neuen Berg gerodet werden. 400 Hektar will K+S zum Ausgleich aufforsten. Doch es geht auch ums Salz. Ein Teil des Stoffs gelangt auch ins Grundwasser. Mit Tiefen-Drainagen versucht K+S, dem Herr zu werden. Doch Umweltschützer vom BUND berichtet von absterbenden Waldflächen in der Nähe. Das Problem: Die beiden alten Halden wurden an der Basis nicht abgedichtet. Das soll beim neuen Salzberg anders werden. K+S plant, in den Boden Ton einzuarbeiten. Doch Stephan Gunkel vom BUND zweifelt: „Wir befürchten, dass auch die neue Halde nicht völlig dicht sein wird - wie alle anderen Halden auch nicht.“

An einigen Standorten wie in Unterbreizbach (Thüringen) fährt K+S das unbrauchbare Salz wieder in die Schächte. „Doch in Zielitz geht das nicht“, sagt Göbel. Produktionsbedingt sei das Rest-Salz hier sehr feucht - zurück im Schacht würde das Wasser das Salzgebirge auflösen.

Wird die Halde genehmigt, geht der Abbau bis 2050 weiter. Doch damit verbunden ist ein weiteres Problem: Das Areal senkt sich großflächig ab. Die Schächte gehen unter der Elbe entlang und bis weit ins Jerichower Land. Sachsen-Anhalt baut betroffene Deiche an Ohre und Elbe daher schon vorsorglich einen halben Meter höher. Die Ortschaft Niegripp (bei Burg) wird sich in den kommenden 80 Jahren im Mittel um 75 Zentimeter senken. Gebäude nähern sich dadurch dem Grundwasser. Auf einer Versammlung machten Einwohner den Firmenvertretern von K+S ihre Sorgen klar. In den Häusern gibt es Risse. „Das größte Problem sehe ich aber im Grundwasser“ sagte Ulf Möbius. Er hatte beim jüngsten Hochwasser schon einen feuchten Keller - was es früher nie gab. Ob das Grundwasser künftig eventuell abgesenkt werden muss, um die Häuser zu schützen, ließ dass Unternehmen offen.

Den Kommentar zum Thema finden Sie hier.