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Sammlung Weihnachtskrippen aus aller Welt

600 Krippen aus 83 Ländern: Wenn Hartmut Förster aus Lüdelsen (Altmarkkreis Salzwedel) eine Weihnachtskrippe haben will, ist er hartnäckig.

23.12.2017, 23:01

Jübar l Als „guter DDR-Bürger“ habe er alles gesammelt, schmunzelt Hartmut Förster in der Wohnstube seines Hauses in der 700-Einwohner-Gemeinde Lüdelsen, einem Ortsteil von Jübar. „Kronkorken, Streichholzschachteln, Bierdeckel, Briefmarken, Zigarren-Bauchbinden ...“

Dann sei das Jahr 1996 gekommen und ein Kurzurlaub in Braunlage. „Ich habe in einer Tageszeitung die Veranstaltungstipps gelesen und bin dabei auf eine Weihnachtskrippenausstellung im Schloss Wernigerode gestoßen.“

Nachdem er und seine Frau die Krippen-Sammlung von Pastorin Kruhöffer aus dem niedersächsischen Loccum bestaunt hatten, konnte sich seine Gattin mit Blick auf die Weihnachtsstücke die Bemerkung nicht verkneifen: „Kannst Du nicht auch mal etwas Vernünftiges sammeln?“ Und wie jeder Mann, der mit derart „dezenten Hinweisen“ seiner besseren Hälfte umzugehen weiß, begann sich Förster, der 1967 als Hilfsprediger ins altmärkische Jübar kam, nach Weihnachtskrippen umzusehen. „Ich habe Zeitschriften und Kataloge gewälzt, ging in Geschäften auf die Suche.“

Bald hatte der Pfarrer 50 Krippen im Haus. „Aber zufrieden war ich damit nicht. Meistens stand als Herkunftsnachweis Made in China oder in Hongkong auf den Porzellan- und Kunststoffstücken.“ Heute ist der Ruheständler ein wandelndes Krippen-Lexikon. Zuerst fällt ihm die Geschichte mit dem Weihnachtsgeschenk seiner Schwester ein. Das war lange vor seiner Krippensammelwut. „1968, mein erstes Weihnachten als Pfarrer in Jübar. Im Paket, das meine Schwester geschickt hatte, fand ich eine ,echte Erzgebirgische‘. Die Figuren holzfarben, der Stall wie eine Wanderhütte.“

Von nun an stand die Krippe drei Jahrzehnte lang zur Weihnachtszeit bei den Försters in der guten Stube. Dann die große Überraschung: „1998 stöberte ich in einem Krippen-Lexikon. Darin fand ich auch meine Krippenfiguren. Allerdings nicht als Original aus Thüringen, sondern als Kunststofffiguren aus Südtirol.“ Wenigstens der „Hütten“-Stall sei aus erzgebirgischer Fichte gewesen (hofft er).

Die wertvollste Krippe seiner Sammlung ist für ihn eine „Pappklappenkrippe“ aus der Ukraine. Es sei nicht ihr materieller Wert, deutet Förster auf die kleine bunte Krippe – links eine Palme, davor die heilige Familie und die drei Könige, auf dem Strohdach des Stalls die kyrillischen Worte „Christus ist geboren“.

„Ich begleitete im Februar 1992 einen Hilfstransport nach Kiew“, erzählt der Pfarrer. „Wir übernachteten in einem Stadtteil, der eigens für die Opfer des Atom-unfalls in Tschernobyl errichtet worden war. Armut hautnah. Auf einer kleinen Anrichte stand die Klappkrippe.“ Er habe bewundernd vor der Krippe gestanden. Das habe der Hausherr bemerkt und ihm die aufklappbare Pappe geschenkt.

Nach und nach füllten sich die Vitrinen in der umgebauten Schlachterei. Auch deshalb, weil Förster auf „Betteltour“ ging. „Ich schrieb an 70 Botschaften und Konsulate: „Ihr Herren, sendet mir eine Weihnachtskrippe aus eurem Beritt zu Ehren Gottes. Ich will den Menschen zeigen, wie prachtvoll die Völker der Welt Christi Geburt feiern.“

Heute räumt er ein: „Viel Hoffnung hatte ich nicht, dass das Echo groß sein würde.“ Doch der Bittsteller wurde überrascht. Nach und nach trudelten 33 Pakete mit Krippen aus Holz, Papier, selbst aus Fruchtschalen im kleinen Altmarkdorf ein. Sein kleinstes Stück stammt aus Peru und ist acht Millimeter hoch, sieben Millimeter breit und sechs Millimeter tief. Es wurde um 2002 in dem Andenland aus Alabaster gefertigt.

Am anderen Ende der Größenskala stehen die Figuren aus Kevelaerer bei Xanten in der Schweiz. Sie stehen in einem Extra-Raum und die Könige sind 1,45 Meter groß. „Ich bin krippenverrückt“, sagt Förster von sich selbst. Wenn andere Leute im Urlaub sind, fragen sie an der Hotel-Rezeption nach Theatern oder Kinos, ich nach Krippenläden.“ Und seine Frau sage immer: „Wenn Hartmut nicht bis zum zweiten Tag ein solches Geschäft findet, ist es kein Urlaub für ihn.“

Besonders ans Herz gewachsen, ist Förster die Darstellung der Christus-Geburt durch die „Indianer-Krippe“. Sie wurde von einer Dakota-Familie im US-Staat Washington hergestellt. „Dort gibt es nach dem Ausbruch des Vulkans St. Helens 1980 viel Asche. Diese wurde mit Ton gemischt, in Formen gegossen und bei 2000 Grad gebrannt.“ Der tiefere Sinn sei, dass die Asche an die Naturkatastrophe erinnert und die Krippe ein Zeichen der Hoffnung ist.

Ein Geheimnis rankt sich um eine Krippe mit Sperrholzfiguren. Auf der rechten Seite: die Heilige Familie und die drei Könige, auf der linken Bettler, ein Kriegsinvalide und ein Heimkehrer. „Es könnte eine ,Antikriegskrippe‘ sein“, vermutet der „Museumsdirektor“ und würde gern mehr dazu erfahren. Inzwischen ist Förster unter die Autoren gegangen. Er veröffentlichte seine 142 Seiten dicke Weihnachtskrippen-Geschichte „Bethlehem ist überall“. Die Broschüre kann bei Hartmut Förster, Dorfstraße 19 in Jübar/Lüdelsen bestellt werden.