Haseloff sieht Bund in der Pflicht Schlecker-Pleite trifft 300 Frauen in Sachsen-Anhalt
Die insolvente Drogeriemarktkette Schlecker wird dichtgemacht. Nach monatelangem Ringen werden rund 13200 Menschen in Deutschland im Juni die Kündigung erhalten. In Sachsen-Anhalt verlieren laut Gewerkschaft etwa 300 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz.
Magdeburg/Berlin l Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte der Volksstimme gestern, das Aus für Schlecker sei "höchst bedauerlich". Haseloff: "Die jetzige Situation ist sehr, sehr kompliziert. Ein Bundesland allein ist nicht mehr in der Lage, etwas zu machen." Der Ministerpräsident sieht die Bundesregierung in der Pflicht.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sicherte Hilfe zu: "Wir werden über die Bundesagentur für Arbeit und natürlich vor allen Dingen auch über die regionalen Arbeitsämter sicherlich alles da-ransetzen, dass die Beschäftigten eine Chance bekommen, schnell wieder eine Stelle zu bekommen."
Haseloff machte indes die FDP für das Scheitern einer Schlecker-Sanierung verantwortlich. "Für den Fall einer drohenden vollständigen Abwicklung tragen diejenigen die Verantwortung, die eine konstruktive Lösung durch politischen Druck verhindert haben", sagte er. Die FDP nannte der Regierungschef aber nicht namentlich. "Wir wollten einen anderen Weg gehen und waren bereit, anteilsmäßig eine Bürgschaft mit zu übernehmen", sagte er. Gegen eine vom Insolvenzverwalter vorgeschlagene Transfergesellschaft hatten sich vor allem die FDP-Wirtschaftsminister eingesetzt.
Haseloff weiter: "Teile des Konzerns wären verkaufsfähig gewesen, wenn wir das strategische Konzept gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter umgesetzt hätten. Jetzt lässt sich kaum noch eine Perspektive entwickeln."
Jörg Lauenroth-Mago, Sprecher der Gewerkschaft Verdi für Mitteldeutschland, sagte der Volksstimme: "Die Betroffenheit ist riesengroß." Er forderte Bund und Länder auf, die Gehälter der Mitarbeiterinnen für eine gewisse Zeit zu sichern, etwa über einen Sonderfonds, um doch noch eine Investorenlösung zu finden. Er erneuerte die Forderung nach einer Transfergesellschaft, in der die Schlecker-Frauen qualifiziert werden könnten.
Laut Gewerkschaft sind in Sachsen-Anhalt rund 300 Frauen von den Kündigungen betroffen. Bei den ersten Filialschließungen im März hatten bereits mehr als 300 Schlecker-Mitarbeiterinnen den Job verloren. Insgesamt haben der Gewerkschaft zufolge mehr als 160 Filialen in Sachsen-Anhalt dichtgemacht. Seiten 6 und 12