1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Schon jeder fünfte Arzt im Land hat ein Internet-Zeugnis

Sachsen-Anhalter nehmen Bewertungsportale der Kassen gut an Schon jeder fünfte Arzt im Land hat ein Internet-Zeugnis

Von Andreas Stein 06.09.2011, 06:39

Das Internet-Arztbewertungsportal "Arztnavi" wird von den Versicherten der Barmer GEK und der AOK in Sachsen-Anhalt gut angenommen. Nun hat auch der Verband der Ersatzkassen (vdek) ein eigenes Portal gestartet: den "Arztlotsen". Mehr als 1,6 Millionen Versicherte in Sachsen-Anhalt können die beiden Angebote nutzen.

Magdeburg. Orientierung und Transparenz im Gesundheitswesen werden immer wichtiger, sagen AOK und Barmer GEK. Deshalb haben die Kassen Anfang Mai als Serviceangebot einen Arzt-Navigator gestartet, bei dem die dort Versicherten Ärzte suchen und bewerten können.

Vier Monate nach dem Start sei man sehr zufrieden mit der Resonanz im Land, teilte die AOK mit. 850 Beurteilungen wurden bislang abgegeben, 20 Prozent der hiesigen Ärzte bewertet. Und wie funktioniert das Arzt-Navi? Die Versicherten loggen sich mit ihrer Versicherten- und Kassennummer ein und können dann anhand eines Fragebogens mit 33 Fragen die Leistungsbereiche in der Arztpraxis bewerten – von Personal und Ausstattung bis hin zur eigentlichen Behandlung.

Erst nach zehn Beurteilungen wird der Arzt sichtbar im Portal eingestellt, er kann die Ergebnisse kommentieren oder sich für die Befragung sperren lassen. Ab 2012 sollen alle gesetzlich Versicherten das Portal nutzen können.

Beim gerade gestarteten Arztlotsen der vdek ist das Prinzip ein anderes: Ohne Anmeldung können Interessierte hier Ärzte suchen, Einzelaspekte bewerten, nach dem Schulnotenprinzip ein Fazit ziehen und anonyme Kommentare schreiben. Sie werden aber vor Veröffentlichung geprüft. Mehr noch als das Arztnavi versteht sich der Lotse als Adressdatenbank für Ärzte und Selbsthilfegruppen und als medizinisches Lexikon. Während im Lotsen fast alle Fachbereiche vertreten sind, fehlen im Navi noch u.a. Zahnärzte und Psychotherapeuten. Für sie sollen eigene Fragebögen erstellt werden.

Für Mathias Tronnier, geschäftsführender Vorstand der kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt, ist es in Ordnung, wenn Patienten das Praxis-Umfeld bewerten. "Aber die ärztliche Qualifikation können sie nicht einschätzen", sagt er. Kritisch sieht er die Möglichkeit, anonyme Kommentare abzugeben, das öffne Beschimpfungen Tür und Tor. Die Ärztekammer Sachsen-Anhalt lehnt die Portale rundweg ab, denn sie würden Misstrauen säen und die Vertrauensbasis der Arzt-Patienten-Beziehung erschüttern.

Anders die Verbraucherzentrale: "Wir stehen grundsätzlich allen Bewertungsmöglichkeiten positiv gegenüber. Die Patienten wissen am besten, wie wohl sie sich gefühlt haben", sagt Gesundheitsexpertin Ilona Köster-Steinebach. Allerdings müsse das Bewertungsverfahren methodisch sauber sein. Meinung I