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Schulen Sachsen-Anhalt braucht mehr Lehrer

Einer Expertengruppe zufolge müssen in Sachsen-Anhalt bis 2030 im Schnitt 650 Lehrer jährlich eingestellt werden.

Von Alexander Walter 28.06.2017, 01:01

Magdeburg l Seit Dezember hatte eine Arbeitsgruppe am Bildungsministerium beraten. Zentrale Frage: Wie viele Lehrer braucht Sachsen-Anhalt bis 2030? Am Dienstag nun legten die Experten von Ministerien, beiden Unis und Lehrerpersonalrat Zahlen vor. Ergebnis: Durchschnittlich sind 650 Neueinstellungen jährlich mindestens bis 2027 nötig, um den Bedarf an Pädagogen zu decken.

Die Einstellungspläne haben Folgen für die Lehrer-Ausbildung an den Unis. Anders als geplant wird die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zum Wintersemester erneut 700 Plätze für Erstsemester anbieten. Nach einer einmaligen Aufstockung auf 700 Plätze im vergangenen Herbst hatte die Hochschule bislang geplant, wieder zu den mit dem Land vereinbarten 550 Plätzen zurückzukehren.

Die Kapazität soll danach weiter steigen. „700 Plätze werden nicht reichen, wir gehen von 800 als Unterkante aus“, sagte Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD). Dabei werde man auf die benötigten Fächerkombinationen schauen, ebenso auf die Schulformen. Willingmann geht es um verlässliche Perspektiven für Studienanfänger: Absolventen sollen eine Stelle als Lehrer erhalten.

Die Kosten für die kurzfristige Aufstockung soll die Martin-Luther-Universität aus eigenen Rücklagen tragen. „Ab 2019 haben wir einen neuen Haushalt“, sagte Willingmann. Dann werde neu verhandelt. Udo Sträter, Rektor der Uni Halle, sagte am Dienstag: „Wir sind bereit, in Vorleistung zu gehen.“ Für eine langfristige Erhöhung der Kapazitäten brauche es aber eine Untersetzung im Haushalt.

Auch mit der Uni Magdeburg will Willingmann über die Lehrer-Studienplätze sprechen. An der Uni ist vor allem die Berufsschullehrer-Ausbildung ansässig. Mit einer Initiative, Mathe und Physik für Gymnasien und Sekundarschulen an die Elbe zu holen, war die Uni zuletzt gescheitert.

Grundlage für die Zahlen der Arbeitsgruppe ist eine aktuelle Bevölkerungsprognose. Die Zahl der Schüler nimmt demnach deutlich weniger stark ab, als erwartet. 2025 werden laut der Statistik 180.000 Schüler Sachsen-Anhalts allgemeinbildende Schulen besuchen. Das sind gut 21.000 mehr als zuletzt berechnet. Der Lehrerbedarf hängt von der Schülerzahl ab. Nach 2020 überschreitet er das von der Kenia-Koalition vereinbarte Ziel von 14.500 Vollzeitstellen deutlich. 2023/24 erreicht er mit 14.852 sein Maximum und fällt danach bis 2030 ab.

Um die nötigen Neueinstellungen zu berechnen, musste die Expertengruppe zudem die Zahl vorhandener und ausscheidender Lehrer berücksichtigen. Unterm Strich ergibt sich zwischen 2017 und 2031 ein Einstellungsbedarf von 8995 Vollzeitstellen – knapp 650 pro Jahr.

Der SPD reichen die Empfehlungen der Arbeitsgruppe nicht. Fraktionschefin Katja Pähle forderte „alle Anstrengungen, um so schnell wie möglich mehr Lehrer vor die Klassen zu bekommen“. Pähle schloss dafür auch einen Nachtragshaushalt nicht aus. Ein möglicher Weg wäre das Vorziehen des Koalitionsziels von 14.500 Vollzeitstellen bis 2020, wie es eine Volksinitiative fordert. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) lehnt das ab. „Ich bin an den Haushalt gebunden“, sagte er am Dienstag. Die Lehrergewerkschaft GEW hält die vorgelegten Zahlen für zu niedrig. Ihrer Ansicht nach müssen in den nächsten zehn Jahren mindestens 800 Lehrer jährlich eingestellt werden, sagte Sprecher Alexander Pistorius. Gleichzeitig müssten mindestens 1200 Studienplätze für Erstsemester im Lehramt an den Unis geschaffen werden. Meinung