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Schulessen Schulspeisen billig, aber nicht immer gesund

Eine Studie kritisiert das Schulessen in Sachsen-Anhalt. Für gesündere Speisen müssten die Preise steigen, das wollen viele Eltern nicht.

Von Alexander Walter 15.01.2018, 12:34

Magdeburg l Nirgendwo in Deutschland können Schulkinder so günstig Mittag essen wie in Sachsen-Anhalt. Mit 2,52 Euro (Kita 2,22 Euro) für eine Mahlzeit sind die Kosten seit 2008 (1,86 Euro) zwar um 35 Prozent gestiegen. Sie liegen aber immer noch zehn Prozent unter dem Bundesschnitt und weit unterhalb dessen, was Wissenschaftler für eine ausgewogene Ernährung als notwendig erachten (3,14 bis 4,25 Euro an Schulen). Das geht aus  einer Befragung der Landesvereinigung für Gesundheit (LVG) von 351 Schulen und 444 Kitas hervor, deren Ergebnisse am Montag im Sozialministerium vorgestellt wurden.

Die niedrigen Preise gehen einher mit Zugeständnissen an die Qualität. So wird in nur 6,3 Prozent der Schulen (bundesweit 20 Prozent) und 2,5 Prozent der Kitas das Essen frisch vor Ort gekocht. Fast 90 Prozent der Schulen und Kitas lassen Mahlzeiten vom Caterer anliefern und teils über Stunden warm halten. „Gemüse wie Brokkoli wird so oft matschig, Vitamine gehen schneller verloren“, sagte Projektleiterin Melanie Kahl.

Noch deutlich zu oft landet zudem Fleisch auf den Tellern. Bei Vollkornprodukten, Rohkost, Obst, Seefisch und Gemüse dagegen gibt es teils erheblichen Steigerungsbedarf.

„Bei den Qualitätsstandards bewegen wir uns nach oben, sind aber durch die Preise eingeschränkt“, sagte Martina Kolbe, Geschäftsführerin der LVG zu den Ergebnissen. „Manche Eltern können höhere Preise nicht bezahlen, manche setzen die Prioritäten aber auch anders“, ergänzte Melanie Kahl. Mitunter werde beim Schulessen gespart, für das teure Handy oder den Burger reiche es aber.

Bei gesunden Produkten gibt es außerdem Akzeptanz-Probleme. Vollkornnudeln etwa würden wegen ihrer grauen Farbe und rauen Konsistenz bisweilen für alt gehalten und von den Kindern abgelehnt, sagte Kahl. Engere Absprachen zwischen Caterern, Eltern und Einrichtungen könnten Missverständnisse verhindern. Als problematisch erachtet die LVG zudem zu kurze Pausen. In zwei Dritteln der Schulen hätten Schüler maximal eine halbe Stunde fürs Mittagessen, empfohlen wird eine Stunde.

Trotz der Defizite nimmt der Anteil der Schüler, die in der Schule essen wieder zu. In der Grundschule stieg er zwischen 2008 und 2016 von 64 auf fast 69 Prozent, an Sekundarschulen von 17 auf 22,5 Prozent.