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Schwangerschaft Der Weg eines Harzer Paars zum Wunschkind

Vor 40 Jahren wurde das erste Retortenbaby weltweit geboren. Dank der Medizin hat sich auch der Kinderwunsch einer Harzer Familie erfüllt.

Von Janette Beck 25.07.2018, 01:01

Warnstedt l Deutschland feiert heute erstmals den „Tag des Wunschkindes“. Seit 1978 wurden weltweit 8 Millionen Kinder nach künstlicher Befruchtung geboren. In Deutschland sind es aktuell mehr als 20.000 im Jahr – Tendenz steigend. Auch für Sandra (42) und Daniel Freytag (40) erfüllte sich auf diesem Weg ihr Traum vom eigenen Kind. Auch wenn die künstliche Befruchtung inzwischen Alltag und gesellschaftsfähig ist, für Familie Freytag ist ihr Oskar „ein Wunder der Medizin und das größte Glück auf Erden“.

Im Mai 2015 erblickte der Wonneproppen das Licht der Welt. Nach einer Traum-schwangerschaft, wie Sandra Freytag erzählt: „Mein Mann war bei der Geburt dabei. Es war der schönste Tag in unserem Leben.“ Unvergesslich bleibe dennoch auch der Weg dahin, weil er so lang und steinig war. Denn vier Versuche blieben erfolglos, im fünften klappte es endlich. „Wenn du am Ende dein eigenes Kind im Arm hältst, wiegt das all die Schmerzen, OPs, all die Tränen nach erfolglosen Versuchen und bangen Momente des Wartens auf ein positives Ergebnis auf. Dann weißt du, dafür hat sich der Kampf gelohnt“, blickt die Mutter demütig zurück.

Ihr Elternglück verdanken die Harzer Ingrid Nickel, Fachärztin am Kinderwunschzentrum Magdeburg. Hierhin wendete sich das Paar 2012. Gezwungenermaßen, weil Sandra Freytag nach einer komplizierten Eileiterschwangerschaft nicht mehr auf natürlichem Weg schwanger werden konnte: „Als letzter Strohhalm blieb uns nur noch eine künstliche Befruchtung.“

Doch die Behandlungen sind teuer. Je nach Methode und Anbieter in Deutschland werden pro Zyklus (Versuch) 3000 Euro fällig. Und nicht alle Bundesländer unterstützen wie Sachsen-Anhalt ungewollt kinderlose Paare: Seit 2010 bereits gibt es für maximal drei Behandlungen je bis zu 900 Euro, unabhängig davon, ob das Paar verheiratet ist oder nicht. Die Krankenkassen übernehmen in der Regel 50 Prozent der Kosten – auf drei Zyklen beschränkt und nur für verheiratete Paare. Deswegen feierten die Freytags auch im März 2013 eine Blitzhochzeit. „Zwei Tage später hatten wir unseren ersten Behandlungstermin.“

Eineinhalb Jahre später war das Babyglück in Warnstedt perfekt. Und wäre die Expertin für Reproduktionsmedizin dabei gewesen, als der Schwangerschaftstest die ersehnten zwei Streifen zeigte, hätte sie mit „ihren“ Eltern mitgeweint, gesteht Nickel. Zu gut weiß sie, dass sie und ihre Facharzt-Kollegin Evelin Richter nicht allen das Elternglück erfüllen können: „Ich sage immer, wir sind keine Zauberer. Wir tricksen die Natur nicht aus, sondern wir helfen ihr auf die Sprünge.“

Und wie: Seit Bestehen der Praxis 2007 kamen 6472 Paare zum Kinderwunschzentrum, 1790 Kinder erblickten nach erfolgreicher Behandlung das Licht der Welt. „Der Altersdurchschnitt unserer Frauen liegt bei 32,9 Jahren - das ist im Bundesvergleich sehr jung, erklärt aber auch unsere gute Schwangerschaftsrate von 40 Prozent“, so Nickel. Wenn sich der Traum vom Wunschkind trotz allem nicht erfüllen lässt, „dann versuche ich die Paare davon zu überzeugen, dass es auch ein Leben ohne Kind gibt“.