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Magdeburgs Raumfahrerin Heike Düsterhöft Schwerelos vor Glück: Mit Schall ins All

Von Karolin Aertel 17.05.2013, 03:10

Magdeburg. Auf einem Cola-Becher klebte der Gewinn ihres Lebens. Heike Düsterhöft darf mit dreieinhalbfacher Schallgeschwindigkeit ins Weltall fliegen. Gestern bekam die Magdeburgerin ihren Gewinn überreicht. Plötzlich sprach das ganze Land über die Frau, die womöglich als erste Deutsche ins All fliegen wird.

Das Telefon klingelt im Minutentakt. Kamerateams und Fotografen belagern die Werkstatt der 49-jährigen Kfz-Meisterin aus Magdeburg. Schaulustige beobachten das Geschehen. "Sind Sie etwa die Frau, die ins Weltall fliegt?", fragt eine Passantin. "Ja, ich bin die Hobby-Astronautin", antwortet Heike Düsterhöft lachend und ergänzt sogleich: "Und bevor Sie fragen: Nein, ich habe keine Angst. Ich freue mich riesig."

Gefühlte 100-mal habe sie die Frage für Freunde, Verwandte und Bekannte schon beantworten müssen. Immer wieder erklärt sie: "Nur eine Handvoll Menschen kann so etwas erleben. Ich gehöre dazu. Das ist doch toll."

Dass bei dem Flug etwas schiefgehen könnte, blendet sie vollkommen aus. "Wenn ich wirklich verglühen sollte, dann mit dem einmaligen Bild der Erde von oben vor Augen." Tochter Josie mag derartige Aussagen ihrer Mutter nicht hören. "Ich kann darüber nicht lachen. Ich habe Angst um sie", gesteht die 22-Jährige. Im Moment sei zwar alles noch weit weg, da der Flug erst im Herbst 2014 starten soll.

Doch der Gedanke daran, dass ihre Mutter ins Weltall fliegt, bereite ihr Bauschmerzen. Andererseits freue sie sich: "Meine Mutter wird, wenn sie noch vor der anderen Deutschen, Sonja Rohde, fliegt, die erste deutsche Frau im Welltall sein und damit in die Geschichte eingehen." Das passe irgendwie zu ihr. "Verrückt war sie schon immer. Sie hat vieles ausprobiert. Sogar einen Pilotenschein wollte sie mal machen", erzählt Josie. Fliegen sei neben schnellen Autos eine ihrer Leidenschaften.

Dass Heike Düsterhöft nächstes Jahr als Co-Pilotin im zweisitzigen SXC-Raketenflugzeug gleich 100 Kilometer gen Weltall starten wird, erscheint ihr dennoch wie ein Traum. "Ich habe es noch nicht realisiert", gesteht die 49-Jährige. Dabei ist der Tag, an dem der Gewinn ihres Lebens an der Cola klebte, schon vier Wochen her. "Ich war mit einem Bekannten essen, machte den Sticker ab und konnte ihn erst nicht lesen, weil ich keine Brille aufhatte. Mein Bekannter hat mir vorgelesen, was drauf stand. Irgendwas mit Ausflug ins All oder so. Ich war dann völlig baff und bin es bis heute."

Vermutlich werde es für sie erst greifbar, wenn sie ihr knapp vierwöchiges Weltraumtraining beginnt. Dazu gehören z.B. Trainingseinheiten in einem Kampfjet, aber auch ein großer Gesundheitscheck. "Ich hoffe, dass ich diesen bestehe, denn ich bin zurzeit alles andere als sportlich." Sollten gesundheitliche Probleme dem Flug im Wege stehen, könnte Heike Düsterhöft ihren Gewinn auch überschreiben oder sich gar das Geld auszahlen lassen. Doch das wolle sie nicht. Der Gewinn sei ein Wink des Schicksals, ist sie überzeugt. Viele Freunde und Verwandte sehen das anders: Sie würden sich die rund 78 000 Euro auszahlen lassen.