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Senioren Tagestour für einen Facharztbesuch

Die Vorstandschefin der Landesseniorenvertretung spricht über Probleme älterer Menschen in Sachsen-Anhalt.

Von Elisa Sowieja 16.11.2016, 00:01

Magdeburg l Jeder vierte Sachsen-Anhalter ist älter als 65. Für die Belange dieser Menschen setzt sich die Landesseniorenvertretung ein und mit ihr die Vorsitzende Angelika Zander.

In welcher Situation befinden sich die Senioren in Sachsen-Anhalt?

Angelika Zander: Die Situation ist wie in ganz Deutschland so, dass die Gruppe der Älteren zunimmt. Die Lebenserwartung hat sich seit dem 19. Jahrhundert mehr als verdoppelt. Heute beträgt sie bei neugeborenen Jungen 78 und bei Mädchen 83 Jahre.

Und wie geht es diesen Menschen hierzulande?

Leider haben die Älteren nur eine kleine Lobby. Insgesamt geht es ihnen aber gut. Im Vergleich mit den Städten gibt es in den ländlichen Räumen natürlich viel mehr Aufgaben, welche die Kreissenioren-vertretungen gemeinsam mit der Politik bewältigen müssen. Ein Beispiel ist die Mobilität. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind die Leute dort für einen Facharztbesuch zum Teil den ganzen Tag unterwegs. Wir brauchen eine hohe Mobilität und Barrierefreiheit, und zwar bundesweit. Erreicht werden kann das unter anderem durch verbesserte Verkehrskonzepte, bauliche Maßnahmen und durch eine verbesserte Kommunikation – so dass die Menschen zum Beispiel besser erfahren, dass es in ihrer Region einen Rufbus gibt.

Wo drückt der Schuh noch?

Es fehlt eine konstante gesundheitliche Versorgung in den ländlichen Räumen. Probleme gibt es aber auch in den Städten. Viele ältere Menschen in Magdeburg können sich zum Beispiel die teuren Straßenbahnfahrkarten nicht leisten. Ermäßigung gibt es nur für Monatskarten. Außerdem sind viele Haltestellen nicht barrierefrei – auch wenn die Verkehrsbetriebe daran arbeiten.

Sie sprachen das Thema Geld an. Wie sehen Sie die finanzielle Situation der Älteren?

Momentan ist sie relativ gut. Eine Ausnahme bilden alleinstehende Frauen. Insgesamt wird es für die Generationen schwieriger, die nach uns kommen. Unter denen, die heute zwischen 50 und 60 Jahre alt sind, werden viele nicht genügend Arbeitsjahre für eine ausreichende Rente zusammenbekommen. Ende November werden wir in Berlin Gespräche mit Bundestagsabgeordneten auch zu diesem Thema führen.

Die Landesseniorenvertretung tritt mit Gesprächen und Forderungen auch Landespolitikern auf die Füße. Wie wirksam ist das?

Vor den jüngsten Regierungsverhandlungen haben wir zum Beispiel Forderungen an den Landtag gestellt, die zum Teil in den Koalitionsvertrag übernommen wurden. So werden die Seniorenvertretungen bei Entscheidungen, die ältere Menschen betreffen, nun in Anhörungen mit einbezogen.

Was können ältere Menschen selbst tun, um etwas zu verändern?

Sie können sich in den Kreisseniorenvertretungen zur Mitarbeit melden. In Magdeburg etwa haben wir fünf Arbeitsgruppen, in die sich jeder einbringen kann, selbst wenn er nicht zum Seniorenbeirat gehört.

Auch auf Ebene der Gemeinden bilden sich Vertretungen. Wie geht das voran?

Das funktioniert gut. Beispielhaft ist die Einheitsgemeinde Hohe Börde. Dort gibt es sogar in jeder der 14 Ortschaften einen Seniorenbeirat. Nachwuchsprobleme haben wir trotzdem. Die leitenden Positionen lassen sich schwer besetzen, weil dafür Kenntnisse in Verwaltung und Politik erforderlich sind. Außerdem sind die Rahmenbedingungen für das Ehrenamt ein Problem. Es müssten zumindest die Auslagen wie Fahrtkosten ersetzt werden. Momentan könnte jemand, der Sozialhilfe bekommt, eine Funktion im Seniorenbeirat im Prinzip gar nicht ausführen, weil man viel unterwegs ist.