1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Homosexuelle Geflüchtete finden mehr Hilfe

Sexualität Homosexuelle Geflüchtete finden mehr Hilfe

In ihrer Heimat wurden sie wegen ihrer Sexualität verfolgt und gefoltert. In Sachsen-Anhalt erhalten sie Hilfe, doch Probleme bleiben.

19.08.2019, 07:30

Magdeburg (dpa) | Lesbische, schwule oder transsexuelle Geflüchtete finden in Sachsen-Anhalt mittlerweile zahlreiche Hilfsangebote. "Die Situation hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert", sagt Mathias Fangohr vom Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) Sachsen-Anhalt. Es gebe mehr Beratungsstellen, bessere Netzwerke und in der Regel eine engere Zusammenarbeit mit Behörden. Dennoch machten einige Geflüchtete mit einer homosexuellen oder anderen Geschlechtsidentität auch in ihrer neuen Heimat schlechte Erfahrungen mit Gewalt und Diskriminierung.

Der LSVD in Magdeburg setzt sich seit Jahren für diese Menschen ein. 2017 wurde das Projekt "Rainbow Connection" ins Leben gerufen, wie Fangohr erklärt. Queere Flüchtlinge könnten sich seitdem regelmäßig an einem geschützten Ort treffen, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen und Beratungen anzunehmen.

Der Begriff "queer" schließt vielfältige Formen sexueller Orientierung und sexueller Identität ein – wie etwa Homosexualität, Bisexualität oder Transsexualität. 2015 und in den folgenden Jahren kamen Hunderttausende Menschen vor allem aus dem arabischen Raum nach Deutschland – etliche davon auch nach Sachsen-Anhalt. Darunter auch queere Menschen.

"In der Regel geht es darum, Kontakt zu Gleichgesinnten herzustellen", sagt Fangohr. In ihrer Heimat seien einige von ihnen gefoltert oder verfolgt worden und hätten traumatische Situationen erlebt. 2017 habe das Projekt 29 Betroffene in Magdeburg beraten. Ein Jahr später kamen weitere 24 Fälle hinzu, hieß es. Die meisten Geflüchteten stammten aus dem Iran, Irak oder aus Syrien. Aber auch aus Somalia, Gambia und China kämen sie nach Sachsen-Anhalt. Die Dunkelziffer der Betroffenen sei vermutlich viel höher, so Fangohr.

Doch auch in ihrem neuen Zuhause drohten vielen von ihnen Gewalt und Diskriminierung. Zuletzt sei eine 16-Jährige zur Beratungsstelle gekommen, die transsexuell sei und bereits in einer Straßenbahn angegriffen und von ihrer Familie geächtet worden sei, sagte Fangohr. Es werde nun eng mit dem Jugendamt zusammengearbeitet und versucht, Schutz und Hilfe zu bieten. Die Anlaufstelle stehe auch zu anderen Behörden, Flüchtlingsunterkünften, psychologischen Beratungsstellen, Dolmetscherdiensten oder Aids-Hilfen in gutem Kontakt. "Nicht alle fallen auf, aber wer auffällt, macht sich angreifbar", so Fangohr.

Das Projekt in Magdeburg ist nicht das einzige im Land, das sich für queere Geflüchtete einsetzt. In Halle etwa biete das Begegnungs- und Beratungszentrum "Lebensart" Hilfe an. Vor Kurzem seien zwei neue Geflüchtete auf den Verein zugekommen, sagte Mitarbeiter Ants Kiel. In ihren Heimatländern werde ihre sexuelle Orientierung als Schande und Tabu angesehen. Und selbst in ihrem neuen Zuhause gebe es Menschen, die das Anderssein nicht akzeptierten.

Der Verein habe zu weiteren Angeboten in der Stadt guten Kontakt, erklärte Kiel. Bei Sprachbarrieren würden Dolmetscherdienste in Anspruch genommen oder Vereine mit professionellen Strukturen wie "RosaLinde" mit langjährigen Erfahrungen im benachbarten Leipzig angefragt. Auch Flüchtlingsrat, Caritas und die mobile Opferberatung des Vereins Miteinander würden queeren Geflüchteten helfen, so Fangohr.