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Bauern So kommt der Nachwuchs in den Stall

Mit dem Bauern durchs Jahr - Volksstimme begleitet die Mitarbeiter der Agrargenossenschaft bei der Arbeit. Diesmal: Schweinezucht.

Von Rudi-Michael Wienecke 21.02.2016, 00:01

Uchtdorf l Was Bauern auf dem Feld oder im Stall leisten, worüber sie sich freuen oder sich ärgern, wissen viele nicht. Volksstimme begleitet die Mitarbeiter der Agrargenossenschaft Uchtdorf (Landkreis Stendal) ein Jahr lang und berichtet über ihre Arbeit. Heute: Beate Obronczka sorgt für Nachwuchs im Schweinestall.

Die Schweinezucht in Uchtdorf hat eine lange Tradition. Fast auf den Tag genau vor 90 Jahren gründeten zehn Bauern des Dorfes eine Eberhaltungsgenossenschaft. Gemeinsam kauften sie einen Deckeber, der reihum in Pflege und Futter genommen wurde. So sorgte ein Vatertier damals für den gesamten schweinischen Nachwuchs im Ort. Heute ist das die Aufgabe von Beate Obronczka. Die gelernte Schweinezüchterin betreut den Besamungsstall der Agrargenossenschaft Uchtdorf.

Ein Eber kommt nur zum Einsatz, um die Sauen zu stimulieren. Das scheint dem Knaben Spaß zu machen, denn er folgt der Tangerhütterin auf Zuruf und schreitet dann die Reihen „seiner“ vielen Damen ab. Für das eigentliche Fortpflanzungsgeschäft ist allerdings die ausgebildete Besamungstechnikerin zuständig. Mit fachmännischem Blick erkennt Obronczka am Verhalten, welche Sau in der Rausche ist. Auch kann sie die Stimmung der Tiere hören. „Sie röhren dann wie ein Hirsch“, schmunzelt sie. Hat die 57-Jährige eine willige Kandidatin herausgefunden, kommt die Besamungspipette zum Einsatz.

Die 500 Uchtdorfer Sauen tragen eine dänische Genetik, die auf Fruchtbarkeit gezüchtet ist. Das Sperma der Pietrain-Eber, es handelt sich um eine ursprünglich aus Belgien stammende Rasse, die besonders viel Fleisch ansetzt, wird aus Bösewig bei Halle angeliefert. Wenige Tage nach der Besamung überprüft Beate Obronczka mit einem Scanner, ob die Sauen tragend sind. Nach spätestens 28 Tagen wechseln diese in den Wartestall, wo sie in Gruppen aufgestellt werden und nach knapp vier Monaten werden im Abferkelbereich die Ferkel geboren – durschschnittlich 15,11 lebende je Wurf, was in Sachsen-Anhalt ein sehr guter Wert ist.

Übrigens: Die Eberhaltungsgenossenschaft in Uchtdorf gibt es noch heute. Allerdings züchten die Nachfahren der Gründungsväter keine Schweine mehr, sondern sie verwalten das gemeinsame Land, auf dem einst die Borstentiere weideten.