Sachsen-Anhalts Vize-Parteichef Erben hält die Einhaltung des Zeitplans für fraglich SPD-Politiker aus dem Land attestieren ihren drei Kanzlerkandidaten: "Sie können es alle"
Magdeburg l Der stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Rüdiger Erben hält es für fraglich, ob die Sozialdemokraten den Zeitplan für die Ernennung ihres Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2013 tatsächlich einhalten können. Zurzeit ist geplant, dass der Herausforderer von Angela Merkel Anfang nächsten Jahres bestimmt werden soll. "Die Erfahrung lehrt, dass es meistens früher passiert", sagte Erben gestern der Volksstimme. Er begründete dies damit, "dass der Druck von außen immer größer wird". Er halte eine Entscheidung schon nach der Sommerpause für vorstellbar. Zugleich betonte er, es wäre klug, den Beschluss zur K-Frage so lange wie möglich hinauszuzögern.
Die Diskussion um den SPD-Kanzlerkandidaten war am Wochenende neu entflammt. Es war berichtet worden, dass Parteichef Sigmar Gabriel die Leitung des SPD-Wahlkampfs 2013 für sich reklamiert und damit Generalsekretärin Andrea Nahles teilentmachtet hat - was beide allerdings dementierten.
"Gabriel hat SPD zurück ins Rennen gebracht"
Vize-SPD-Landeschef Rüdiger Erben
Erben sagte dazu: "Der Parteivorsitzende trägt die Gesamtverantwortung für Erfolg oder Misserfolg. Dann muss man ihm auch weitgehend freie Hand lassen, wie er den Wahlkampf organisiert." Er bescheinigte Gabriel, dass dieser in seiner bisherigen Amtszeit als Parteichef "vieles richtig und nur wenig falsch gemacht hat. Er hat die SPD zurück ins Rennen gebracht".
Mit Blick auf die SPD-Troika Gabriel, Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und Ex-Finanzminister Peer Steinbrück sagte Erben: "Alle drei sind geeignet, Kanzler zu werden." Vor Ende der Sommerpause hatte Steinbrück noch als klarer Favorit gegolten. Altkanzler Helmut Schmidt hatte sich offen für ihn ausgesprochen: "Ja, er kann es." Nicht jeder fand das gut. Erben: "Das war einen Tick zu viel und hat Steinbrück nicht geholfen. Wenn jemand immer präsent ist, geht das manch einem Genossen auf die Nerven."
Zu Steinmeier sagte Erben: "Er hält die Bundestragsfraktion gut zusammen und hat Pluspunkte in der SPD gesammelt."
Vize-SPD-Landeschefin Corinna Reinecke plädierte dafür, "die Diskussion nicht zuzuspitzen". Auch sie sagte, alle Kandidaten seien für das Kanzleramt geeignet: "Jeder ist auf seine Art sehr kompetent." Sie sprach sich dafür aus, den für die Ernennung des Kandidaten vereinbarten Termin aufrechtzuerhalten - "auch wenn ich nicht einschätzen kann, welche Dynamik sich möglicherweise noch entwickelt".
"Über Inhalte, nicht über Personen reden"
SPD-Oberbürgermeister Lutz Trümper
Magdeburgs SPD-Oberbürgermeister Lutz Trümper warnte davor, sich bei der Kandidatenauswahl treiben zu lassen: "Die SPD sollte über Inhalte und nicht über Personen reden." Zu den Kandidaten sagte er: "Sie können es alle."