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Spendenaktion Kunst gegen Krebs

Mit Spenden der "Leser helfen"-Aktion wurde unter anderem ein Kunsttherapiekurs der Magdeburger Krebsliga finanziert.

Von Christoph Zempel 31.07.2018, 01:01

Magdeburg l 34.351 Euro – so viel Geld konnte die Volksstimme dank der Leser vor einem halben Jahr an soziale Einrichtungen geben. Inzwischen haben manche das Geld gänzlich investiert, andere sind noch dabei. Bei der Magdeburger Krebsliga beispielsweise hat es schon einen Kunsttherapiekurs ermöglicht. Mindestens zwei weitere werden folgen.

Inmitten eines blauen Farbwirbels fällt ein riesiger Wassertropfen hinab. Ein Wassertropfen, der eine große Träne sein könnte. Daneben strahlt eine orange-gelbe Sonne. Zu sehen ist das auf einem Bild, das in den Räumlichkeiten der Magdeburger Krebsliga hängt. Gemalt hat es die Teilnehmerin einer Kunsttherapie, die von Volksstimme-Lesern ermöglicht wurde.

Was die Frau zu dem Bild veranlasst hat, ist ihre Krankheit. Krebs. Als sie es malte, war es Ende März. Da hatte sie gerade erfahren, dass erneut ein Tumor bei ihr entdeckt wurde. Doch dem Tropfen, der ihr Schicksal symbolisiert, steht eine Sonne gegenüber. Diese Sonne ist Ausdruck ihres Kampfgeistes. Denn sie will sich nicht unterkriegen lassen.

Damit ist sie nicht allein. Auch die anderen Teilnehmer des Kurses wollten etwas tun. Ein neues Leben führen, wie es das Motto der Spendenaktion vorsah. Nicht zu Hause sitzen und Trübsal blasen. „Das bringt nichts", sagt Susanne Boettcher. Sie ist eine von acht Teilnehmerinnen, die von Mitte März bis Anfang Juli im Zwei-Wochen-Rhythmus zur Therapie gingen.

Denn Arzt, Familie, Freunde – sie alle sind oft nicht die richtigen Ansprechpartner, sagt Boettcher. „Es tut gut, von anderen zu hören, wie sie mit der Krankheit umgehen. Die Familie hat oft zu viel Angst, unter Betroffenen ist das Verständnis größer."

Dieser Kurs, geleitet von Kunsttherapeutin Ingrid Weiland, war der erste von mindestens drei. Vielleicht werden es sogar vier. Bislang ist etwa ein Drittel des Spendengeldes der Volksstimme-Leser aufgebraucht. Doch viel von dem Material, in das investiert wurde, ist noch übrig. „Ich habe einen jahrelangen Bestand, den wir nutzen können. So muss ich nicht so viel Geld für neues Material ausgeben", sagt Kunsttherapeutin Ingrid Weiland. Und so könnte das Geld am Ende auch für die anderen Kurse reichen.

Der erste war schon mal ein voller Erfolg. „Malen entspannt. Man schaltet einfach mal ab und denkt nicht an die Krankheit", blickt Susanne Boettcher auf die Therapie zurück. Sie habe gelernt, dass sie nicht allein mit ihrer Krankheit ist. Und gute Kontakte zu den anderen Teilnehmerinnen geknüpft. Sich austauschen, Ratschläge geben, Ratschläge annehmen – all dies habe die Therapie ermöglicht.

Deshalb hat sie sich auch schon für den neuen Kurs angemeldet, der Anfang August startet. Doch einige freie Plätze gebe es sogar noch, sagt Andrea Perner von der Magdeburger Krebsliga. Worum es in dem Kurs vor allem gehen wird, erklärt Therapeutin Ingrid Weiland. Ihr Hauptanliegen ist es, Körper, Geist und Seele als Einheit zu betrachten. Sie möchte die Teilnehmer mitnehmen auf eine Reise zu sich selbst. Sie gibt die Themen vor. „So kann jeder schauen, wo er steht, welche Baustellen er hat und wie er sich selbst wahrnimmt", sagt Ingrid Weiland. Am Ende ginge es darum, zu lernen, die Krankheit anzunehmen und unterdrückte Gefühle zuzulassen, aber auch loszulassen von dem, was als bedrückend empfunden wird.

Ingrid Weiland hatte selbst Krebs. Sie weiß daher gut, mit welchen Problemen Betroffene zu kämpfen haben. Mit ihrem Kurs möchte sie die Gedankenrichtung ändern. „Denn ich bin davon überzeugt, dass unser Denken unsere Gesundheit beeinflusst", sagt sie.

Um dort hinzugelangen, baut sie ihre Therapiestunden aufeinander auf. So sollten die Teilnehmer des vergangenen Kurses zu Beginn eine Collage über sich selbst zusammenstellen. Erst in der zweiten Stunde ging es dann erstmals um die Krankheit. Jeder sollte künstlerisch ausdrücken, wie er sich fühlt. Dabei ist dann auch das Bild mit dem Tropfen und der Sonne entstanden.

Auch die restlichen Treffen waren sehr abwechslungsreich. Mal ging es darum, sich die eigenen Verhaltensmuster und Zwänge klarzumachen und mit Teebeuteln auf Postkarten zu illustrieren. Mal stand Acrylmalerei mit aufgeschnittenen Toilettenpapierrollen auf dem Programm. Ein anderes Mal wiederum hatten die Gruppenmitglieder die Aufgabe, ihr Leben in einem Diagramm in Sieben-Jahres-Abschnitte einzuteilen.

Und beim letzten Treffen wurde dann viel diskutiert. Über ebenjenen Einfluss der Gedanken auf die Gesundheit. Dementsprechend sollte die Gruppe auf eine Leinwand malen. Davon ausgehend, jeder sei gesund. Getreu dem Motto: Ich will meine Gedanken neu ausrichten.

„Die Geschichten machen betroffen, doch es ist schön, dass Menschen sich Hilfe suchen", sagt Stephanie Deutsch von der Magdeburger Krebsliga. Für sie gebe es nichts Schöneres als jemanden in Zeiten der Not zu unterstützen. Und aus den Kursteilnehmern sei in den Wochen eine schöne Gemeinschaft entstanden, sagt Ingrid Weiland. Man könnte also sagen: Erste Schritte zu einem neuen Leben geschafft.