Auseinandersetzung um die Finanzautonomie des Landessportbundes hält an Sportbund-Präsident ärgert sich "maßlos"
Magdeburg l Der Landessportbund (LSB) dringt weiter auf eine vollständige Finanzautonomie. Präsident Andreas Silbersack zeigte sich gestern "enttäuscht", dass diese Forderung des LSB im Entwurf für ein Sportfördergesetz (morgen ist im Landtag eine Anhörung zu diesem Thema) nicht berücksichtigt worden sei. Bei einem Volksstimme-Redaktionsbesuch sagte der Rechtsanwalt: "Mich ärgert das maßlos, weil ich keine Rechtfertigung dafür sehe. Man fühlt sich gekränkt."
"Wir haben den Ballast der Vergangenheit erfolgreich abgeworfen."
Hintergrund: Die CDU/SPD-Landesregierung hatte dem LSB im Jahr 2008 nach Vorlage eines Rechnungshofberichtes, der jahrelange finanzielle Tricksereien und Misswirtschaft im Sportbund aufdeckte, die Finanzhoheit entzogen und die Fördergelder zunächst selbst ausgereicht. Diese Aufgabe übernahm ein Jahr später die Investitionsbank des Landes.
Rückblickend räumte Silbersack, der seit 2008 Präsident ist, ein: "Die Politik fühlte sich damals hinters Licht geführt. Das allerdings zu Recht. Sie hatte dem Sport zu viel Vertrauen geschenkt und war wahnsinnig enttäuscht worden." Doch seitdem habe der Sportbund "offen, ehrlich, transparent" agiert und "vorzeigbare Ergebnisse" erreicht, sagte Silbersack.
Der Sportbund hatte in den vergangenen Jahren mehrfach vor der Insolvenz gestanden. "Jetzt ist der LSB wirtschaftlich sehr solide aufgestellt", erklärte Silbersack. "Wir haben den Ballast der Vergangenheit erfolgreich abwerfen können." Um den Sport in den nächsten Jahren tatsächlich nach vorn zu bringen, sei es "zwingend erforderlich", dem LSB wieder die Finanzhoheit zu übertragen.
Silbersack wies zudem daraufhin, dass der LSB bislang alle Auflagen aus einer Konsolidierungsvereinbarung mit dem Land erfüllt habe. Diese Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass der Sportbund neun Jahre lang (bis 2018) jeweils 150000 Euro, insgesamt also 1,35 Millionen Euro, an die Landeskasse abführen muss. Im Gegenzug hatte das Land auf Rückforderungsansprüche von knapp 3,1 Millionen Euro verzichtet.
In den Streit um die Finanzautonomie hatte sich zuletzt auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) eingeschaltet und kritisiert, dass die Förderung der Kreis- und Stadtsportbünde sowie der Landesfachverbände künftig ohne direkte Einflussnahme des LSB ausgereicht werden soll.
Der DOSB pochte in einem Schreiben an Sportminister Holger Stahlknecht (CDU) darauf, dem LSB "die zeitweilig eingeschränkte Autonomie zurückzugeben und ihn als legitimierten Vertreter des Sport in Ihrem Land in vollem Umfang anzuerkennen".
Andreas Silbersack hatte im Mai sogar mit Rücktritt gedroht für den Fall, dass im Sportfördergesetz die finanzielle Autonomie des Sports nicht festgeschrieben werde. Doch Stahlknecht blieb hart: "Ich wackele nicht."
Gestern sagte der LSB-Präsident, er werde dennoch im Amt bleiben. "Ich bin von den Vertretern des Sports gewählt worden und zum Entschluss gekommen, dass ich weitermachen möchte. Ich werde weiter mit Nachdruck die Interessen des Sports vertreten."