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Spurensuche Der Weihnachtsmann ist Magdeburger

Mit einem Augenzwinkern geht es auf Spurensuche nach dem Weihnachtsmann. Er ist wohl ein Magdeburger.

Von Julia Schneider 24.12.2016, 14:24

Magdeburg l Wenn es um Weihnachten geht, gibt es zwei Arten von Menschen: die Gläubigen und die Ungläubigen. Nein, gemeint ist hier nicht der christliche Glaube, der an Jesus, Gott und die biblische Geschichte. Gemeint ist der andere Glaube, der zu Weihnachten eine Rolle spielt: der Glaube an den Weihnachtsmann.

Die einen, die Ungläubigen, werden diesen Text vermutlich nicht weiter lesen oder ihn nach der Lektüre gar als „Humbug“ abtun. Aber den anderen – denen, die instinktiv wissen, dass es den Bärtigen mit dem roten Mantel und dem Sack voll mit Geschenken gibt – denen soll hier einmal ein Geheimnis verraten werden. Ein Geheimnis, das eventuell die Welt, wie sie bisher war, auf den Kopf stellen könnte. Denn der Weihnachtsmann lebt nicht etwa am Nordpol oder im Himmel oder wo ihn Filme, Bücher und Beobachtungen bisher verorten wollten. Nein, der Weihnachtsmann ist Magdeburger!

Und die Volksstimme hat ihn getroffen. Vielen Bürgern der Landeshauptstadt und auch den Redakteuren in Magdeburg ist er nicht unbekannt. Denn fast 17 Jahre lang saß Walter Meinecke für die Linke im Magdeburger Stadtrat. Schnell wiederzuerkennen war er schon immer durch sein Aussehen: Ein schneeweißer Bart und weißes Haar umrahmen das freundliche Gesicht mit der runden Nase, unter dichten Augenbrauen schauen wache Augen sein Gegenüber an. Und auch Walter Meineckes Stimme ist einzigartig, sein Lachen tief und rau. Wer dabei zuerst an den Weihnachtsmann denkt und nicht an einen engagierten Stadtrat, der braucht sich nicht zu schämen.

„Tatsächlich ist mir das schon öfter passiert: Fremde Leute auf der Straße haben mich angesprochen und gefragt, ob denn schon Weihnachten ist“, berichtet Walter Meinecke. Sogar, als er im Sommerurlaub mit Ehefrau Karin durch Warnemünde flanierte, wollte ein Herr wissen, ob Walter Meinecke denn jetzt schon die Geschenke bringe. Aber da hatte der Magdeburger selbstverständlich noch „frei“. Richtig los geht es für ihn ja erst am 24. Dezember. In den vergangenen Jahren ist es zu einer guten Tradition geworden, dass Walter Meinecke im Weihnachtsmannkittel für die Besucher im Magdeburger Zoo bereitsteht. Dort verteilt er kleine Geschenke an Kinder und auch an die Tiere. Wer mit dem Weihnachtsmann sprechen möchte, hat dort die beste Chance. Die Idee, den Weihnachtsmann in den Zoo einzuladen, kam auf, als Walter Meinecke dort einmal den Nikolaus spielte. Da merkte Geschäftsführer Kai Perret offenbar, dass Walter Meinecke nicht der Nikolaus, sondern ganz klar der Weihnachtsmann ist. Auch Kinder staunen immer wieder, wenn sie den Magdeburger sehen. Am liebsten hätten einige wohl schon an seinem Bart gezupft, um dessen Echtheit zu prüfen, aber getraut hat sich bisher noch kein Kind, verrät Walter Meinecke mit einem Augenzwinkern.

Aber natürlich ist sein Bart echt. „Während 40 Jahren Ehe habe ich ihn niemals ohne Bart gesehen“, erzählt auch Gattin Karin und plaudert aus dem Nähkästchen: Für die eigenen Kinder und Enkel konnte Walter Meinecke niemals den Weihnachtsmann spielen, denn die kennen seinen Bart und hätten ihn sofort erkannt. Dafür schaute Walter Meinecke an Heiligabend bereits bei der ein oder anderen befreundeten Familie vorbei. So beschenkte er mehrmals auch die Tochter eines Bekannten – seines Automechanikers. Und weil der seitdem offenbar fest davon überzeugt ist, dass Walter Meinecke nur der waschechte Weihnachtsmann sein kann, suchte er ihm für ein neues Auto eigenmächtig das passende Nummernschild aus. „Als ich aus dem Urlaub wiederkam, hatte ich dann mein Kennzeichen“, erzählt Walter Meinecke, der seitdem mit dem Schild „MD - WM2412“ herumfährt. „WM“? Walter Meinecke, oder eben: Weihnachtsmann!

Wenn Walter Meinecke in den Urlaub fährt, dann oft zum Angeln in den hohen Norden. Dabei kam er auch öfter schon am Nordkap vorbei und besuchte den dortigen Weihnachtsmann. Denn am Polarkreis, in Rovaniemi (Finnland), kann das Weihnachtsmanndorf besucht werden. Dort sitzt ein Weihnachtsmann mit langem Rauschebart, von dem viele Menschen behaupten, er sei der echte. Als Walter Meinecke mit seiner Frau einmal bei ihm vorbeischaute, schüttelten die Weihnachtsmänner einander wie alte Freunde die Hände und lächelten sich verschwörerisch an. „Das war schon auffällig“, sagt auch Karin Meinecke mit einem Lächeln.

Gibt es womöglich mehrere echte Weihnachtsmänner in allen Ländern der Erde, die sich untereinander alle kennen? Ob er der richtige Weihnachtsmann ist, darüber schweigt sich Walter Meinecke aus. Mädchen und Jungen, die das selbst herausfinden möchten, können am Heiligen Abend wieder einen Blick auf ihn erhaschen. Ab 11 Uhr wird der Weihnachtsmann aus Magdeburg an diesem Tag im Zoo Geschenke verteilen, bevor er zu seiner nächsten Mission aufbricht.