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Strafanzeige Razzia beim Polizeipräsidenten

Unter anderem wegen des Vorwurfs der Rechtsbeugung liegt gegen Magdeburgs Polizei-Chef An­dreas Schomaker eine Strafanzeige vor.

Von Michael Bock 26.08.2016, 01:01

Magdeburg l Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Magdeburg bestätigte am Donnerstag, dass seit dem 17. August eine anonyme Strafanzeige vorliege. Zu Details wollte er sich nicht äußern. Derzeit werde geprüft, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werde.

Nach Volksstimme-Informationen hatte die Staatsanwaltschaft beim Amtsgericht Magdeburg einen Durchsuchungsbeschluss erwirkt. Einem solchen wird nur stattgegeben, wenn ein Anfangsverdacht besteht. Bereits am Donnerstag wurden – ohne großes Aufsehen zu erregen – Räume in der Polizeidirektion ebenso wie eine Polizeiliegenschaft, ein Schießplatz am Rand der Stadt in Magdeburg-Diesdorf, durchsucht.

Schomaker ist seit 2011 Chef der größten Polizeibehörde in Sachsen-Anhalt. In der Polizeidirektion Nord sind derzeit knapp 3000 Bedienstete tätig. Dem Präsidenten werden jetzt unter anderem Rechtsbeugung und der Missbrauch von Dienstfahrzeugen vorgeworfen.

Schomaker ist intern schon länger in der Kritik. Er gilt als nicht ganz einfacher Charakter. In seiner Behörde hat sich der 56-Jährige viele Feinde gemacht. In Polizeikreisen wird ein autoritärer Führungsstil beklagt. Wer den Mund aufmache, werde bestraft. Auch deshalb sei die Krankenquote ungewöhnlich hoch, behaupten Nicht-Freunde. Von Mobbing und einem Klima der Angst ist die Rede. Andere wollen Günstlingswirtschaft beobachtet haben.

Erzählt wird, der Präsident habe sich eine Art Hofstaat geschaffen. Von ausgelassenen Feiern, unter anderem in der Schießanlage, zu Lasten der Steuerzahler ist die Rede.

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe gab es am Donnerstag ein personalrechtliches Gespräch mit Schomaker. Um 14:59 Uhr gab das Innenministerium eine Pressemitteilung heraus.

Darin heißt es: „Der Präsident der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord, Andreas Schomaker, hat heute darum gebeten, bis auf Weiteres eine andere dienstliche Verwendung zu erhalten.“ Die Bitte sei erfolgt, um jeglichen Anschein zu vermeiden, etwaigen Ermittlungen im Wege zu stehen. Über die weitere dienstliche Verwendung werde nach Rückkehr aus seinem Urlaub entschieden: „Im Übrigen gilt die Unschuldsvermutung.“

Schomaker ist Jurist. Er ist seit 1991 im Landesdienst. Er war Dezernent im Regierungspräsidium Magdeburg, Polizeipräsident der Polizeidirektion Halberstadt, Referatsleiter für Personalangelegenheiten, Aus- und Fortbildung sowie Dienstrecht der Polizei im Innenministerium. Schomaker löste im Dezember 2011 Polizeipräsident Wolfgang Mönckmeyer ab, der in den Ruhestand ging.