Sachsen-Anhalt-Monitor steht in deutlichem Widerspruch zu Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung Studie: Fremdenfeindlichkeit geht zurück
Ausländerfeindliche Einstellungen gehen in Sachsen-Anhalt zurück. Das ist das Ergebnis einer gestern in Magdeburg vorgestellten Studie. Sie steht im Widerspruch zu einer kürzlich veröffentlichten Erhebung der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Magdeburg l Der sogenannte Sachsen-Anhalt-Monitor, der bereits im Sommer in Auftrag gegeben worden war, stützt die Erkenntnis früherer Studien, wonach Sachsen-Anhalt im gesamtdeutschen Vergleich und innerhalb Ostdeutschlands "nicht durch überdurchschnittlich starke ausländerfeindliche Einstellungen gekennzeichnet ist". Das ohnedies nicht weit verbreitete Ausmaß an Fremdenfeindlichkeit habe sich in den letzten drei Jahren abermals abgeschwächt.
Der harte Kern derer, die ausländerfeindliche Einstellungen vertreten, liege deutlich unter der Zehn-Prozent-Marke. In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen sei Fremdenfeindlichkeit am geringsten ausgeprägt. Allerdings: In der nächsthöheren Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen stieg der ausländerkritische Anteil.
Erklärte Nichtwähler nehmen der Studie zufolge am stärksten ausländerfeindliche Positionen ein. Auffallend ist: In Sachsen-Anhalts "Landstädten" mit 2000 bis 5000 Einwohnern sind die Menschen fremdenfeindlicher und weniger tolerant als anderswo. Der Politologe Everhard Holtmann, unter dessen Leitung die neue Studie entstand, führt das unter anderem auf geringere Bildung und niedrigere Einkommen zurück.
Der Sachsen-Anhalt-Monitor steht im deutlichen Widerspruch zu einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung, die bei jedem sechsten Ostdeutschen ein "geschlossenes rechtsextremes Weltbild" ausgemacht hatte. Die Studie hatte bundesweit viel Aufsehen erregt.
Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) sagte, die Studie der Ebert-Stiftung zeichne ein "sehr grobkörniges Bild". Es seien nur 80 Sachsen-Anhalter befragt worden; beim Sachsen-Anhalt-Monitor waren es 1250. Zu den Ergebnissen sagte er: "Das ist ein erster Erfolg, aber kein Grund zur Entwarnung." Bedrohungen für die Demokratie könnten auch von kleinen Gruppen ausgehen.
Everhard Holtmann betonte, Antisemitismus habe in Sachsen-Anhalt einen "vergleichsweise schmalen Resonanzboden in der Gesellschaft".
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) bekräftigte seine Haltung, dass der Rechtsextremismus kein spezifisch ostdeutsches Problem sei. "Seit Gründung der Bundesrepublik existiert eine randständige, weitgehend einflusslose rechtsextreme Subkultur", sagte er. "Bestimmte soziale Milieus waren schon immer anfällig für deren Parolen und Propaganda - nicht nur in Ostdeutschland."
Die Linke hält eine Entwarnung für "unangebracht". Der Monitor liefere ein "mitunter bemüht positives Bild der Situation im Land". SPD-Fraktionschefin Katrin Budde erklärte, der Rückgang rechtsextremer Einstellungen sei Motivation, weiter gegen sie vorzugehen.
Die Untersuchung im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung und der Investitions- und Marketinggesellschaft kostete rund 50000 Euro und wurde zum vierten Mal vorgelegt. Seite 5