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Studium Forschen im Land der Erdbeben und Vulkane

Katastrophen sind Mathias Vetters Spezialgebiet. Für seine Masterarbeit flog der Magdeburger Student nach Mexiko.

16.03.2018, 08:50

Magdeburg/Puebla (dpa) l Zwei Erdbeben, einen Asche- und einen Starkregen, einen Hurrikan – das alles erlebte Mathias Vetter während eines viermonatigen Aufenthalts in Mexiko, einen Vulkanausbruch verpasste er nur knapp. Als Masterstudent reiste der 25-jährige Magdeburger in die Millionenstadt Puebla am Fuße des Popocatépetl. Seine Aufgabe: ein Katastrophenschutzkonzept für die dortige Universität mit ihren 80.000 Studierenden.

 

"Anfangs war alles sehr fremd, aber ich habe mich schnell zurechtgefunden", berichtet Vetter. "Die Menschen leben dort mit Naturkatastrophen und sind darauf vorbereitet." Da Naturgewalten zum Alltag gehören, erlebte auch er die Launen der Natur. "Die Starkregen sind so extrem, dass man Gefahr läuft, mit dem Auto zu versinken. Ein Ascheregen hätte fast die Heimreise verhindert. Ich hatte Glück und musste nur zu einem anderen Flughafen."

Vetter hat in Magdeburg Sicherheit und Gefahrenabwehr studiert. Der Studiengang, der gemeinsam von der Otto-von-Guericke-Universität, der Hochschule Magdeburg/Stendal und dem Institut für Brand- und Katastrophenschutz (IBK) Heyrothsberge angeboten wird, hat eine Tradition, die bis in die DDR zurück reicht.

Nach mehrjähriger Pause wurde die Ausbildung neu aufgestellt. Junge Leute werden auf Katastrophen wie Großbrände, Havarien, Hochwasser oder Flugzeugabstürze vorbereitet. Die angehenden Sicherheitsingenieure erfahren, wie man diese verhindert oder, falls das nicht gelingt, mit kühlem Kopf bekämpft.

Absolventen werden händeringend gesucht – von Berufsfeuerwehren, Behörden oder Unternehmen. Vetters wissenschaftlicher Betreuer Peter Schmiedtchen reist quer durch die Welt, weil auch das Ausland von den sachsen-anhaltischen Erfahrungen profitieren will. "China will unseren Studiengang sogar kopieren", berichtet der Professor am IBK Heyrothsberge. In Mosambik, Iran oder China arbeiten andere Studenten so wie Vetter an konkreten Projekten.

Vetter war nach Mexiko geflogen, um dort mit seinem Wissen zu helfen. Andersherum nahm er aber sehr wichtige Erfahrungen von dort mit. "Während der Erdbeben habe ich erlebt, wie diszipliniert die Menschen waren. Sofort setzte eine Welle der Hilfsbereitschaft ein." Die Mexikaner haben nicht nur Notfallpläne in der Schublade, sondern führen auch regelmäßig Übungen durch.

Für den Tag des zweiten Erdbebens war eine dieser Katastrophenschutzübungen angesetzt. Vetter fuhr gerade mit dem Bus, als es die Erde schüttelte. Er stieg aus, ging zur Universität, sah Menschen herumlaufen und dachte, es sei die Übung. "Da hat man mir gesagt, dass das ein Ernstfall ist", erinnert sich der frischgebackene Master.

"Das Erdbeben kam völlig überraschend. Die Menschen haben sich erstaunt angesehen, aber alles lief erstaunlich gut. Die Evakuierungen wurden sehr zügig durchgeführt, staatliche Maßnahmen umgehend durch Freiwillige unterstützt." Mit allen verfügbaren Werkzeugen gruben Menschen in den Trümmern, suchten nach Überlebenden. Für 200 Menschen kam diese Hilfe allerdings zu spät.

"Puebla war für mich in Hinsicht auf den Zivilschutz eine sehr interessante Erfahrung", resümiert Vetter. "Wo hat man schon Erdbeben, Vulkanausbrüche und Tropenstürme an einem Ort?"

In seiner Masterarbeit stellte er den Mexikanern Handlungsempfehlungen zusammen für ein Katastrophenschutzkonzept. "Ich habe ihnen empfohlen, ein Führungssystem in den Rettungsorganisationen zu schaffen. Also Feuerwehr, Zivilschutz, Rettungsdienste", zählt der 25-Jährige auf. "Außerdem sehe ich eine Ressourcenanalyse, ein grobes Konzept für die Finanzierung und regelmäßiges Training von Ernstfällen als nötig an. Und ich habe den Partnern Tipps für eine effiziente Herangehensweise gegeben."

Inzwischen hat Vetter sein Zeugnis erhalten, das ihn als Master of Science ausweist. Seinen Abschluss machte er mit Auszeichnung. Nun zieht es ihn in die Wissenschaft. Ab April will er am Engler-Bunte-Institut in Karlsruhe für seine Doktorarbeit forschen.