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Tag der Stimme Die Stimme der Magdeburger Verkehrsbetriebe

Seit 20 Jahren gibt es den "Welttag der Stimme". Die Volksstimme stellt Menschen vor, die ihren Lebensunterhalt mit der Stimme verdienen.

Von Elisa Sowieja 13.04.2019, 01:01

Magdeburg l Von Agnetenstraße bis Zollhaus: Michael Latz kennt jede Haltestelle in Magdeburg, obwohl er die Stadt nie besucht hat. Denn er ist dort Stimme der Straßenbahnen und Busse. Seit vier Jahren kommen von ihm die Bandansagen mit Haltepunkten, Umsteigemöglichkeiten, Umleitungen – und natürlich der netten Aufforderung an der Endstelle, dass doch nun bitte alle aussteigen mögen.

Dazu gekommen ist Latz per Zufall. In seiner Ausbildungszeit als Radio-Journalist im Münsterland hatte er mal jemanden von der Nordwestbahn kennengelernt. Jahre später trafen beide sich wieder, da suchte Latz‘ Bahnbekanntschaft gerade jemanden, der die Haltestellen einspricht. „Er meinte: ‚Du bist doch beim Radio, du kannst doch sprechen.‘“ Dass ihn das zum Bahnansager qualifiziert, war ihm zwar neu, Lust hatte er trotzdem. So wurden dann die Magdeburger Verkehrsbetriebe auf ihn aufmerksam. In einem Studio in Hamburg spricht der 40-Jährige bis heute alle Neuerungen ein. Inzwischen hat er mehr als 700 Ansagen aufgenommen.

Haltestellen vorlesen – klingt nach Pillepalle. Es hat aber seine Tücken, erzählt Latz, der hauptberuflich für den NDR arbeitet. „Für das Wort ‚Buckau‘ musste ich nach dem Einsprechen noch ein zweites Mal ins Studio gehen, weil ich das ‚u‘ lang ausgesprochen hatte. Bei so etwas sind die Leute zu Recht sehr empfindlich.“ Dabei ist er mit den Magdeburger Namen noch gut dran. Bei der Nordwestbahn gibt‘s eine Haltestelle namens Nieukerk/Aldekerk. Hinzu kommt folgende Schwierigkeit: Die Ansagen werden in Fragmenten aufgenommen und dann individuell kombiniert. „Da muss ich jedes Wort so aussprechen, dass der zusammengefügte Text flüssig klingt.“ Ein Trick: Alles einmal mit nach oben und einmal mit nach unten gehender Stimme aufnehmen.

Latz‘ Magdeburger Stimme ist übrigens nicht diegleiche wie die bei der Nordwestbahn, sie klingt weniger warm. „Für jeden Kunden trainiere ich mir eine bestimmte Stimme an, die kann ich dann einschalten wie einen Radiosender.“ Demnächst wird er seinen Magdeburg-Sender zum ersten Mal als Fahrgast hören, denn Latz hat sich vorgenommen, die Stadt nun endlich mal zu besuchen. Dann kann er sich auch gleich dieses Buckau mit kurzem „u“ angucken.