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Tag der Stimme Mit Sprechtraining zum Radio-Erfolg

Seit 20 Jahren gibt es den "Welttag der Stimme". Die Volksstimme stellt Menschen vor, die ihren Lebensunterhalt mit der Stimme verdienen.

Von Elisa Sowieja 13.04.2019, 01:01

Magdeburg l Stefan Gläsel lässt sich heute von Frauke Rauner die Radio-Nachrichten von gestern vorlesen. Nicht etwa, weil er zu faul wäre, in die Zeitung zu schauen. Um den Inhalt der Texte geht‘s ihm gerade nicht, sondern um ihren Klang. Während die Journalistin liest, analysiert er im Kopf, ob ihre Stimme sachlich genug klingt. Denn Frauke Rauner ist bei Radio SAW vor kurzem von der Moderation in die Nachrichten gewechselt. Gläsel stellt sicher, dass für den Hörer trotzdem alles wie gewohnt klingt.

Seit sechs Jahren bucht der Sender den Sachsen regelmäßig als Stimm- und Sprechtrainier. Der studierte Sprechwissenschaftler und Logopäde hat schon Theaterschauspielern eine kräftige Stimme antrainiert, mit Schlaganfall-Patienten die ersten Worte geübt. Inzwischen arbeitet er hauptsächlich als Lehrer für angehende Logopäden.

Jeden Mittwoch fährt Gläsel nach Magdeburg zum Radio. In Einzelstunden arbeitet er mit Moderatoren, Nachrichtensprechern, Volontären und Praktikanten an deren persönlichen Tücken des Sprechens. Neben der Aussprache achtet der 53-Jährige vor allem auf den richtigen Einsatz der Stimme. Neulinge etwa müssen oft erstmal ihre natürliche Sprechstimmlage finden. „Dafür zählt man ruhig bis 30“, verrät der Coach. Andere klingen teils heiser oder knarrig. „Dann arbeiten wir an der Stimmentspannung.“ Eine Übung: Man stellt sich hin und lässt die Lippen flattern – aus der Mittelstimmlage nach unten.

An Frauke Rauners Nachrichten findet Gläsel heute nichts zum Meckern. Die beiden haben trotzdem zu tun – zum Beispiel schnell hintereinander „Monne-monne-monne“ sagen. Klingt wie ein Partyspiel unter erhöhtem Alkoholpegel, ist aber eine Artikulations-Stimm-Übung. Nur wozu braucht ein Profi so viel Training? „Man muss sein Stimmorgan trainieren, um es fit zu halten, sonst wird man durchschnittlich.“

Damit Stefan Gläsel weiß, wo es bei wem hakt, führt er akribisch Buch: „Ich höre ständig Radio SAW und habe immer ein Notizbuch neben mir. Wenn mir etwas auffällt, schreibe ich es sofort mit Datum und Uhrzeit auf.“ Sogar beim Autofahren.