1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Zu Ostern drohen Warnstreiks

Tarifverhandlungen Zu Ostern drohen Warnstreiks

Alle Jahre wieder: Die Gewerkschaften in Sachsen-Anhalt erschrecken mit hohen Forderungen, die Arbeitgeber schlagen Alarm.

07.03.2018, 23:01

Magdeburg l Die Wirtschaft boomt, die Steuereinnahmen sprudeln – davon wollen auch mehr als 60.000 Angestellte der Kommunen in Sachsen-Anhalt profitieren. Sie hoffen auf ein dickes Tarifplus in diesem Jahr. Die Gewerkschaft Verdi fordert eine Lohnerhöhung von sechs Prozent, mindestens aber 200 Euro mehr im Monat. Insgesamt sollen davon in Deutschland 2,3 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen profitieren: Erzieher, Mitarbeiter von Verwaltungen, Müllabfuhr, Straßenreinigung, Krankenhäusern und Bundespolizisten.

Detlev Lehmann, Geschäftsführer des kommunalen Arbeitgeberverbands in Sachsen-Anhalt, schlägt Alarm. „Es wird sicher keine Nullrunde geben. Aber diese Forderungen sind gewiss nicht umsetzbar“, sagte Lehmann der Volksstimme. Besonders für ärmere Städte und Gemeinden, die sich in der Haushaltskonsolidierung befinden würden, wäre ein hohes Tarifplus „eine erhebliche Belastung“, warnt Lehmann.

Ein Prozent mehr würde die Kommunen im Land 28 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr kosten, bei sechs Prozent wären es 168 Millionen Euro.

„Ein Sechs-Prozent-Plus wird am Ende nicht herauskommen“, ist sich der Magdeburger Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) sicher. Er hält vier Prozent in zwei Schritten (zwei in 2018, zwei in 2019) für denkbar. Bei den 2200 Angestellten in seiner Stadt würde das zu jährlichen Mehrausgaben in Höhe von sechs Millionen Euro führen.

Besonders bei den unteren Lohngruppen zeigt sich Trümper, der auch Präsident des Städte- und Gemeindebunds in Sachsen-Anhalt ist, gesprächsbereit. Wenn bei allen Beschäftigten stets der gleiche Prozentsatz draufkommt, geht die Schere zwischen hohen und niedrigen Einkommen immer weiter auseinander: Sechs Prozent Plus seien bei 5000 Euro eine andere Größenordnung als bei 2000 Euro, argumentiert der SPD-Mann. „Diese Spreizung muss ab und zu ausgeglichen werden. Die unteren Gruppen dürfen nicht abgehängt werden“, sagte er.

Die nächste Verhandlungsrunde startet am 12. März, spätestens Mitte April soll ein Ergebnis vorliegen. In Niedersachsen haben bereits Erzieher und Mitarbeiter von Jobcentern und Stadtwerken die Arbeit niedergelegt.

In der nächsten Woche könnten auch in Sachsen-Anhalt Streiks drohen, warnt Verdi. „Das liegt in der Natur der Sache, wenn sich die Arbeitgeber nicht bewegen“, sagte Annett Kannenberg-Bode, Geschäftsführerin der Bezirksverwaltung Sachsen-Anhalt Nord, der Volksstimme. „Wir wollen einen schnellen Abschluss. Der ist auch möglich, wenn von der anderen Seite ein vernünftiges Angebot kommt.“