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Tierschutz Mehr Geld für Katzen-Kastration

Tierschützer kastrieren jährlich Hunderte freilaufende Katzen auf eigene Kosten. Nun plant Sachsen-Anhalt, sie dabei zu unterstützen.

12.09.2019, 23:01

Magdeburg l Die Zahl der freilaufenden Katzen in Sachsen-Anhalt nimmt zu. Das berichtet der Landesverband des Deutschen Tierschutzbundes, allerdings ohne aktuelle Zahlen nennen zu können. Es sei aber davon auszugehen, dass sich die im Jahr 2017 vom Tierschutzbund geschätzte Zahl von 200.000 freilaufenden Katzen erhöht habe, sagte Rudolf Giersch, der Vorsitzende des Landestierschutzbundes. Das habe eine Befragung der Tierschutzvereine im Land ergeben. Eine wirklich verlässliche Zahl zu freilaufenden Katzen sei einfach schwer zu bekommen, betonte Giersch.

Katzen können sich schnell vermehren. Eine Katzenmama wirft unter Umständen zwischen vier und sechs Junge und das mehrmals im Jahr. Ohne Kastration dauert es nur wenige Jahre, bis sich eine Population vervielfacht. Von einer Zunahme freilaufender Katzen im Land geht auch Sachsen-Anhalts Tierschutzbeauftragter Marco König aus. Er hofft, dass die ehrenamtlich tätigen Tierschutzvereine bei der Kastration der Katzen schon bald finanziell vom Land unterstützt werden. Aktuell sei im Doppelhaushalt der kommenden beiden Jahre eine Förderung von 150.000 Euro vorgesehen, berichtet König. Der Haushalt ist aber noch nicht beschlossen.

Ob 75.000 Euro jährlich die Kosten der Tierschutzvereine für die Katzenkastration decken, ist fraglich. Allein der „Magdeburger Tierschutzverein 1893“ hat nach eigenen Angaben in diesem Jahr bereits 24.000 Euro für die Kastration von rund 100 Katzen aufbringen müssen. Wie die Vereinsvorsitzende Gudrun Müller berichtet, seien von den 300 ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern etwa ein Drittel mit der Katzenkastration beschäftigt. Sie würden die Katzen einfangen, dann zum Tierarzt bringen sowie die Nachsorge der Tiere übernehmen. „Mit zehn bis 14 Tagen muss man rechnen“ berichtet Müller, dann würden viele Katzen wieder dort ausgesetzt, wo sie eingefangen wurden.

Öfters gelinge es den Tierschützern aber auch, für die Katze ein zu Hause zu vermitteln. Finanziert werde die Kastration der freilaufenden Katzen durch Spenden und Sponsoren, sagt Müller. Teilweise würden die Mitglieder auch Geld aus der eigenen Tasche dazugeben. Sie betont: „Die Katzenkastration ist ein Hauptbestandteil unserer Tierschutzarbeit.“ Das Vegetieren in den Gärten und Straßen der Stadt bedeute für die Tiere viel Leid, berichtet die Tierschützerin.

Allerdings sind die Tierschutzvereine in Magdeburg nicht alleingelassen mit der Aufgabe, die Population freilaufender Katzen einzudämmen. Auch die Stadt kastriert in ihrem kommunalen Tierheim an der Rothenseer Straße. Jährlich würden dort zwischen 200 und 250 Katzen kastriert, berichtet Eike Hennig, Leiter des Magdeburger Veterinäramts. Dafür arbeite die Stadt mit einer Tierärztin zusammen. Wenn das Tierheim Platz und die Ärztin Zeit hat, würden auch eingefangene Katzen von Tierschutzvereinen angenommen und kastriert, sagt Hennig. Im vergangenen Jahr sei das bei rund 50 Tieren der Fall gewesen.

Eine Zunahme freilaufender Katzen in Magdeburg sieht der Veterinäramtsleiter indes nicht. „Eine Überpopulation von Katzen stellen wir nicht fest“, betont Hennig.

Klaus Kutschmann, Präsident der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt, berichtet gar von weniger freilaufenden Katzen in der Landeshauptstadt. „Durch die Arbeit der Tierschutzvereine und des Tierheims hat sich die Lage entspannt“, sagt er. Dennoch begrüßt Kutschmann die Förderpläne der Landesregierung für katzenkastrierende Tierschutzvereine. Ob die Population freilaufender Katzen außerhalb Magdeburgs zugenommen habe, könne er nicht sagen.

„Ich kann eine Erhöhung nicht bestätigen“, sagt Susanne Wieske, Vorsitzende des Altmärkischen Tierschutzvereins Kreis Stendal, „es ist aber auch keine Besserung in Sicht.“ Für ihren Verein sei die Kastration der Tiere nach wie vor „eine große Aufgabe“. Jährlich würde sie zwischen 10.000 und 12.000 Euro dafür ausgeben.

Bis zur Entscheidung, ob das Fördergeld im kommenden Jahr tatsächlich zur Verfügung steht, könnten noch einige Monate vergehen. Tierschutzbeauftragter König will aber schon mit den Vorbereitungen beginnen, damit es bei der erhofften Auszahlung 2020 keine Probleme gibt. Er betont, Sachsen-Anhalt sei eines der letzten Bundesländer, die noch keine derartige Förderung ausschütten.