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Tierschutz Tierheime lassen Fördergeld liegen

Sachsen-Anhalt stellt den Tierheimen im Land Geld zur Verfügung - bleibt aber darauf sitzen.

09.04.2017, 09:02

Magdeburg (dpa) l Die Tierheime in Sachsen-Anhalt lassen Fördermittel des Landes ungenutzt verfallen. Im vergangenen Jahr wurden von 80.000 Euro für Investitionen nur knapp 54.000 Euro abgerufen, wie das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie (MULE) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Im Jahr davor seien noch 78.000 Euro abgeflossen. "Es fehlt jedes Jahr an förderfähigen Anträgen", hieß es – und das trotz reger Öffentlichkeitsarbeit. In den vergangenen beiden Jahren seien nicht mehr als zehn Förderanträge eingegangen. "Diese waren zudem oft unvollständig oder gar verfristet." Tierheime lassen Fördergeld liegen.

Vom Deutschen Tierschutzbund und dem Landesverband Sachsen-Anhalt hieß es dazu: "Die Beantragung von Fördermitteln ist natürlich mit einigem bürokratischen Aufwand verbunden. Wir müssen für Verständnis werben, dass für Tierheime natürlich die Arbeit am hilfsbedürftigen Tier an erster Stelle steht. Die Mittelbeschaffung stellt für viele der ehrenamtlich arbeitenden Vorstände von Tierschutzvereinen eine sehr große Herausforderung dar."

Sachsen-Anhalts Ansprechpartner für den Tierschutz, Marco König, hat kein Verständnis für die geringe Nachfrage der Tierheime nach der finanziellen Unterstützung. "Es sind Fördergelder da, die müssen beantragt werden. Andere Bundesländer beneiden uns darum. Die Tierschutzvereine und Tierheime beantragen es nicht." König ergänzte: "Es ist nicht kompliziert. Sie kriegen alle erdenkliche Hilfe, sie müssen es nur machen." Er könne sich nicht vorstellen, dass es keinen Bedarf in den Tierheimen gebe.

Der Schwerpunkt der beantragten Projekte lag laut dem Ministerium auf baulichen Maßnahmen, um die Haltungsbedingungen einzelner Tierarten in Tierheimen zu verbessern. Dazu zählten Um- und Ausbauten von Zwingern, Fliesenarbeiten in Katzenstuben, Quarantänestationen, Hundezwingern oder Futterküchen. Zudem seien Fenster und Türen erneuert und Dachdecker engagiert worden.

Insgesamt sieht der Tierschutzbund Hürden in der Tierheimförderung, die teils schwierig zu nehmen seien und wohl auch abschreckend wirkten. So müssten die Vereine für geplante Baumaßnahmen drei Angebote einholen. Zum einen würden – wohl auch aufgrund der sehr guten Auftragslage im Baubereich – nicht alle angefragten Baufirmen ein Angebot abgeben. Bei speziellen Projekten, bei denen es nur wenige Anbieter gebe, falle dies besonders schwer.

Im Jahr 2016 habe das etwa das Tierheim Zerbst getroffen, das einen Container als Hunde-Quarantänestation anschaffen wollte, jedoch keine drei geeigneten Firmen in der Region fand. "In solchen Fällen wäre es wünschenswert, wenn der nachgewiesene Versuch, genügend Angebote einzuholen oder der Nachweis, dass dies nicht möglich war, angerechnet würde", hieß es.

Zudem erschwere die Dauer der Antragsbearbeitung die Planbarkeit für die Baufirmen, die nicht wüssten, wann sie beginnen könnten. "Oftmals sind die Angebote dadurch, wenn die Zusage zum Zuschuss kommt, nicht mehr gültig." Die Zusagen für die Zuschüsse würden häufig erst recht spät im Jahr gegeben, die Mittel müssten dann aber im laufenden Jahr abgerufen werden. "Bei größeren Projekten oder wenn die Wetterlage Baumaßnahmen nicht zulässt, ist dies kaum oder gar nicht möglich", teilte der Tierschutzbund weiter mit. Der Landesverband bewerbe die Fördermittel aktiv bei seinen Tierschutzvereinen – "und ist sich sicher, dass diese wichtige Unterstützung der Tierheime zukünftig verstärkt abgefragt wird".

Für das laufende Jahr hat das Ministerium wieder 80.000 Euro für die Förderung von Investitionen in den Tierheimen eingeplant. Bei den Anträgen zeichne sich aber eine ähnliche Tendenz wie in den Vorjahren ab – die Zahl sei bislang sehr gering, hieß es. Anträge könnten bis zum 30. Juni eingereicht werden.

Der Tierschutzbund in Sachsen-Anhalt vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von rund 30 Tierschutzvereinen und etwa 30 Tierheimen, Tieraufnahmestationen und Gnadenhöfen im Land.