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Tod im Fahrstuhl Anklage wegen versuchten Mordes

Nach dem Fund der Leiche eines 25-jährigen in Magdeburg machte seine Mutter Druck - mit Erfolg.

Von Bernd Kaufholz 06.09.2017, 23:01

Magdeburg l Im Falle des mysteriösen Todes eines 25-Jährigen in Magdeburg hat die Staatsanwaltschaft Anfang Juli nach vier Jahren Anklage wegen versuchten Mordes gegen einen 52-Jährigen erhoben. Die Behörde hatte die Sache aufgrund von „Hindernissen in der Person des Beschuldigten“ bereits vorläufig eingestellt. Hintergrund: Der Aufenthaltsort von Torsten G. konnte nicht ermittelt werden. Durch Zeugenhinweise ist die Adresse in Magdeburg inzwischen bekannt und die Staatsanwaltschaft sieht einen dringenden Tatverdacht.

Am 28. Januar 2013 war ein 25-Jähriger im Fahrstuhlschacht eines Hochhauses in der Magdeburger Jacobstraße von einem Reparaturtrupp tot aufgefunden worden. Maik lag eingeklemmt zwischen Schachtwand und Fahrkorb. Er trug ein Seil um die Brust, das mit einem Karabinerhaken an einer Strebe befestigt war, und trug eine Kletterausrüstung bei sich.

Warum sich der Hobby-Kletterer in den Schacht abgeseilt hatte, liegt bisher völlig im Dunklen. Sicher hingegen ist, dass sich Maik und G. kannten und dasselbe Steckenpferd hatten. Der 52-Jährige, dem die Kletterausrüstung gehörte, war bald ins Visier der Kripo geraten und mehrfach vernommen worden. Denn eines steht fest: Maik war nicht allein, als er in den Schacht stieg. Laut Tüv und Aufzugsfirma muss ein zweiter Mann am Lift gewesen sein, der die Fahrstuhltür in der 7. Etage aufgehalten hat, um somit den Fahrstuhl zu blockieren. Beim Toten waren später keine Werkzeuge gefunden worden, mit denen er von innen eine Lifttür, die sich automatisch verriegelt, öffnen konnte. Auch an der geschlossenen Tür waren keine Gegenstände gefunden worden, die sie blockiert haben. Sie muss also von einer zweiten Person aufgehalten worden sein. Warum hat diese Person die Tür verlassen und somit die tödliche Probefahrt des Lifts ausgelöst?

Kurz nach dem Geschehen hatte sich Torsten G. bei der Polizei in Widersprüche verstrickt. Trotzdem verliefen die Ermittlungen im Sande. Nachdem G. im Oktober 2015 aus dem Gefängnis in Halle entlassen worden war, wo er wegen einer anderen Sache eine Strafe abgesessen hatte, verlor sich seine Spur.

Doch Maiks Mutter hatte nicht lockergelassen. Sie schickte Rechtsanwalt Thomas Klaus in die Spur, damit neue Ermittlungen aufgenommen werden. „Ich möchte wissen, was in der Nacht wirklich passiert ist. Ich möchte meine Ruhe wiederfinden“, hatte Simone Krühne im Dezember 2016 gesagt. Der Ball liegt jetzt bei der Schwurgerichtskammer des Magdeburger Landgerichts. Die Richter müssen entscheiden, ob ein hinreichender Tatverdacht vorliegt. Ist das der Fall, kommt es zum Prozess. Ein Hauptverfahren, das aus Sicht der Mutter letztlich für Rechtsfrieden sorgen würde.