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Todesfall des DDR-Arbeiters Diogo wird nicht neu aufgerollt

Nach dem Tod des Vertragsarbeiters Diogo in der DDR ist jahrelang ein rassistischer Hintergrund vermutet worden. Die Akten von damals sind nun überprüft worden. Neu ermittelt wird nicht.

12.03.2021, 19:20
Arne Dedert
Arne Dedert dpa

Potsdam (dpa/bb) - Der Fall des 1986 in der DDR ums Leben gekommenen mosambikanischen Vertragsarbeiters Joao Manuel Diogo wird nicht neu aufgerollt. Die Staatsanwaltschaft Potsdam teilte am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, intensive Prüfungen der Todesermittlungsakten aus dem Jahr 1986 und der beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen vorhandenen Dokumente hätten keinen Anhaltspunkt für ein Tötungsdelikt oder Manipulationen ergeben.

Darüber hinaus sei die Staatsanwaltschaft "sämtlichen bekanntgewordenen Hinweisen insbesondere durch Befragungen von Auskunftspersonen nachgegangen". "Im Ergebnis ist nicht von einer todesursächlichen Fremdeinwirkung auszugehen", hieß es. Deshalb sei der Staatsanwaltschaft "die Aufnahme von Ermittlungen verwehrt".

Der 23-jährige Mosambikaner war am 30. Juni 1986 kurz nach Mitternacht zwischen dem Haltepunkt Borne (Mark) und dem Bahnhof Belzig in Brandenburg von Mitarbeitern der Deutschen Reichsbahn der DDR tot neben dem Gleisbett gefunden worden. Der Historiker Harry Waibel, der auch andere Fälle von Rassismus in der DDR untersuchte, hatte wiederholt die These vertreten, Diogo sei von Neonazis ermordet worden.

Die Brandenburger Linke-Landtagsabgeordnete Andrea Johlige hatte mit einer Anfrage an die Landesregierung den Fall im Juni des vergangenen Jahres wieder aktuell gemacht. Ihrer Anfrage zufolge sollen die DDR-Behörden die Umstände der Tat vertuscht haben. Mal sei von einem Arbeitsunfall die Rede gewesen, ein anderes Mal sei Diogo betrunken aus dem Zug gefallen, erklärte sie. Daraufhin hatte die Staatsanwaltschaft Potsdam einen "Überprüfungsvorgang" zum Tod des Mannes angelegt.

© dpa-infocom, dpa:210312-99-799735/4