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Corona Trotz hoher Inzidenz: Warum in Sachsen-Anhalt Gastronomen die Tische rausstellen dürfen

Sachsen-Anhalt ermöglicht kontrollierte Öffnungsschritte in der Gastronomie und im Tourismus. Am Freitag geht es los. Im Harz starten die ersten Modellversuche.

Von Michael Bock Aktualisiert: 09:03
Ab Freitag darf zunächst im Landkreis Harz in bestimmten Regionen die Außengastronomie bis 21 Uhr geöffnet werden.
Ab Freitag darf zunächst im Landkreis Harz in bestimmten Regionen die Außengastronomie bis 21 Uhr geöffnet werden. Symbolfoto: DPA

Magdeburg. Ab Freitag darf zunächst im Landkreis Harz in bestimmten Regionen die Außengastronomie bis 21 Uhr geöffnet werden. Das Wirtschaftsministerium hat das erlaubt für Ballenstedt, Blankenburg, Falkenstein/Harz, Harzgerode, Ilsenburg, Oberharz, Quedlinburg, Thale und Wernigerode. Voraussetzung ist, dass die Sieben-Tage-Inzidenz von 200 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner am Starttag nicht überschritten wird; dieser Wert lag im Landkreis laut Gesundheitsministerium zuletzt bei 178,6. Gäste müssen einen negativen Corona-Test vorlegen. Die neun Modellprojekte sind bis zum 30. April 2021 befristet.

Michael Wiecker öffnet in Wernigerode sein „Café  am Markt“. „Ganz egal, wie das Wetter wird. Ich mache auf“, sagte er der Volksstimme. „Ich will ein Signal setzen“, betont der Konditormeister. Zunächst will er 80 Außenplätze anbieten, mit Heizstrahlern, Decken und Sitzkissen. „Wir werden nicht die großen Umsätze machen“, sagt er. „Wir zeigen aber: Wir sind noch da!“ Seine Mitarbeiter seien seit sechs Monaten in Kurzarbeit. „Sie freuen sich, dass sie wieder arbeiten können. Es sind auch Freudentränen geflossen.“

Bei Mirko Schulze, Betreiber der Gaststätte „Zur Linde“ im Wernigeröder Ortsteil Silstedt, stößt der Modellversuch dagegen auf Unverständnis. „Bei der Ware, die ich für meinen Gaststättenbetrieb benötige, handelt es sich zum größten Teil um Frischware mit Verfallsdatum“, sagt er. „Bei einer plötzlichen Schließung müsste ich einen großen Teil der nicht verkauften Ware entsorgen.“ Das unternehmerische Risiko, noch mehr Verluste zu machen, sei zu groß.

Im Landkreis Mansfeld-Südharz dürfen ab dem 16. April 2021 zwei Hotels in Stolberg öffnen, darunter das Naturresort Schindelbruch. Eigentümer und Geschäftsführer Clemens Ritter von Kempski hat eine detaillierte Konzeption erarbeitet, die sicheres touristisches Reisen auch in Corona-Zeiten ermöglichen soll. Es dürfen Gäste aus ganz Deutschland empfangen werden. Diese müssen bei Anreise einen negativen Corona-Test vorlegen und werden auch während ihres Hotel-Aufenthalts alle 48 Stunden getestet. Von Kempski sagt, die ständigen Lockdowns dokumentierten das Versagen der Bundesregierung. „Wir brauchen dringend Konzepte zum Leben mit dem Virus“, betont er. Denn niemand wisse, welchen Weg die Mutanten gingen, oder wie lange welche Immunität halte – „und länger kann die Branche nicht geschlossen bleiben“. Der Modellversuch im Südharz endet am 16. Mai.