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Tradition Ein Harzer Bergwerk zieht um

Bergbaufreunde aus dem Harz retten alte Grubentechnik und entwickeln bei Blankenburg einen Informationspunkt zur Bergbaugeschichte.

Von Jens Müller 01.07.2018, 01:01

Blankenburg/Hüttenrode l Der Schock der Harzer Bergbaufreunde sitzt noch immer tief, nachdem vor knapp drei Jahren das Besucherbergwerk „Drei Kronen & Ehrt“ in Elbingerode geschlossen wurde. „Mit dem endgültigen Ende von ,Drei Kronen & Ehrt‘ ist nicht nur eine für den Harz bedeutende museale Ära zu Ende gegangen. Es starb uraltes Kulturgut, ein Teil unserer Wurzeln“, sagen die Mitglieder des Bergvereins zu Hüttenrode. Doch die Harzer wollen weiter an ihrer jahrhundertealten Tradition festhalten und haben sich der Sicherung der Bergwerkstechnik verschrieben. So sind die Bergbaufreunde aktuell dabei, einen Teil des Technikbestandes des geschlossenen Besucherbergwerks „Drei Kronen & Ehrt“ nicht nur zu retten, sondern auch wieder der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Das Areal könnte nicht passender sein: auf dem Vereinsgelände des ehemaligen Wetterschachtes der Grube Braunesumpf - direkt an der Bundesstraße 27 zwischen Blankenburg und Hüttenrode und an den Gleisen der legendären Rübelandbahn gelegen. Schon von weitem ist das große Symbol der Bergleute an der Wand der großen Schachthalle zu sehen. Dort prangen Schlägel und Eisen, die bei einbrechender Dunkelheit sogar beleuchtet sind.

Seit vier Jahren richten die etwa 30 Bergbaufreunde aus Hüttenrode, Blankenburg und Umgebung das Gelände her, um es zu einem Montaneum zu entwickeln - einem Informationspunkt zur 1000 Jahre alten Bergbaugeschichte des Harzes, in der vor allem die technologische Kette des Erzbergbaus der 80er Jahre veranschaulicht werden soll. „Die Industriebrache des ehemaligen Wetterschachtes, einst ein Schandfleck am Ortseingang, soll sukzessive wieder zu dem werden, was es einmal war: eine Landmarke der Industriekultur im Harz“, sagt Vereinschef Andreas Pawel, einst selbst Bergmann.

Nach der Schließung von „Drei Kronen & Ehrt“ organisierte er mit seinen Mitstreitern eine nicht nur von rechtlichen Tücken geprägte Rettungsaktion. „In teilweise sehr schwierigen Bergungen konnten wir mit schwerer Krantechnik alles Inventar bergen und es anschließend mit mehr als 50 Lkw-Fahrten zum Teil mit Tiefladern nach Hüttenrode umsetzen und auf dem Gelände neu arrangieren“, erzählt er. So stehen nun zahlreiche Geräte der Erzgewinnung am Wetterschacht.

So ein Bohrwagen LBG 18 und die spätere Weiterentwicklung eines Steilbohrwagens mit einem Bohrhammer, der allein rund 90 Kilogramm wiegt. „Zur Abförderung des gesprengten Haufwerks gab es druckluftbetriebene Fahrzeuge, wie den Bunkerlader LB 125 und dessen großen Bruder, den LB 500“, erläutert Pawel. „Zur Förderung großer Mengen kam ein spezieller Zugverband mit Selbstentladewagen zum Einsatz, die nach ihrem ersten Einsatzort Granby-Wagen genannt wurden. Dieser Zug ist der einzige seiner Art, der in Deutschland in Schaubergwerken gezeigt wird“, weiß er. Aus dem Arsenal des Streckenvortriebes sind außerdem ein Wurfschaufellader LWS 160 und ein Streckenbohrwagen GBW 4 zu sehen. „Gestandenen Bergleuten wird das Herz warm, und Bergbaufremde können beim Besichtigen der Ausstellungsstücke besser verstehen, wie mühselig und schwer die Gewinnung des begehrten Rohstoffes war“, sagt der Berghauptmann des Vereins.

Besonders stolz ist er darauf, dass sich auch junge Menschen von der Tradition des Harzer Bergbaus faszinieren lassen. Nicht zuletzt seine beiden Kinder Martin (35) und Claudia (30), die sich seit Jahren im Verein engagieren und sogar eine berufliche Laufbahn in dieser Branche eingeschlagen haben. Beide sind Bergbauingenieure und ihrer Heimat treu geblieben. Martin Pawel ist Betriebsführer in einem Steinbruch in Bad Harzburg, Claudia Schreiter Obersteiger in Bleicherode. Alexander Stephan, der bereits mit zwölf Jahren im Verein mitgewirkt hat, wird ebenfalls Bergmann – im Schachtbau Nordhausen. „Er ist immer dabei geblieben und legt jetzt seine Prüfung ab“, freut sich Andreas Pawel.

Doch was zeichnet die Harzer Bergbaufreunde besonders aus? „Wir sind eine Mannschaft, die nicht nur viel Optimismus und Tatkraft mitbringt, sondern auch den Willen besitzt, sich ehrenamtlich in ungezählten Stunden für die Traditionsbewahrung des Bergbaus in unserer Heimat einzusetzen“, sagt Claudia Schreiter.

Auch wenn die Kraft des Vereins noch nicht dafür reicht, ihre Technik-Schätze regelmäßig öffentlich zu präsentieren, arbeiten sie auf ein großes Ziel hin.

Am 31. März 2019 jährt sich das Ende der Eisenerzförderung auf der Schachtanlage Braunesumpf zum 50. Mal. Dieses Datum sei Anspruch und Verpflichtung zugleich. „Drei Kronen & Ehrt existiert real nicht mehr, aber in Hüttenrode hat im Sinne der Traditionsbewahrung eine neue Ära begonnen“, so Claudia Schreiter. Andreas Pawel: „Wo die Alten aufgehört haben, fangen wir wieder an.“

Am Sonntag, 1. Juli, zum „Tag des Bergmanns“ kommen die Hüttenröder aber zunächst mit ihren Kollegen am Denkmal der Harzer Eisenerzgruben am Schaubergwerk Büchenberg zusammen. Glück Auf!