1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Jugendweihe liegt nach wie vor im Trend

Tradition Jugendweihe liegt nach wie vor im Trend

Die Jugendweihe wird häufig mit der DDR in Verbindung gebracht, ist aber schon deutlich älter. In Sachsen-Anhalt bleibt sie hoch im Kurs.

06.02.2017, 05:41

Magdeburg (dpa) l Jedes Jahr entscheiden sich etwa 60 Prozent der Achtklässler in Sachsen-Anhalt für die Jugendweihe, die sich auch aktuell wieder großer Beliebtheit erfreut. "Für die 151 Feierstunden haben sich bisher fast 6000 Teilnehmer angemeldet", sagte Anke Hoffmeister vom Landesverband Sachsen-Anhalt der Interessenvereinigung Jugendweihe auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur.

"Die Vorzeigeregionen schlechthin sind Zerbst und Hohenmölsen mit jeweils 73 Prozent. Daran schließt sich Dessau mit 70 Prozent an", sagte Silke Markgraf, Bereichsleiterin des Landesverbands, mit Blick auf die bisherigen Buchungen. Sie rechnet damit, dass 2017 etwa 6600 Jugendliche an dem humanistisch geprägten Initiationsritual teilnehmen werden. Das sind etwa 500 weniger Mädchen und Jungen als im Vorjahr. Das liege daran, dass der Jahrgang insgesamt größer gewesen sei.

In Sachsen-Anhalt hatte sich die Tradition der Jugendweihe auch nach der Wende beinahe unverändert fortgesetzt: 1991 feierten 13.000 Jugendliche das Fest, 1995 waren es wieder 18.000. Insgesamt hätten seit der Wiedervereinigung 325.000 Jungen und Mädchen an der Jugendweihe in Sachsen-Anhalt teilgenommen, berichtete Hoffmeister.

In Freyburg im Burgenlandkreis findet in diesem Jahr am 8. April landesweit die erste Jugendweihe statt; die Feiern in der Ulrichskirche in Halle am 17. Juni bilden den Abschluss. Die Feierstunden seien für die Jugendlichen der Höhepunkt im Jugendweihejahr, das mit Beginn des achten Schuljahres starte, erklärte Hoffmeister.

Davor könnten sie Angebote der Jugendarbeit nutzen. So biete der Landesverband Fahrten zur Gedenkstätte Buchenwald und in den Landtag an. Außerdem lade er zu Besuchen bei Zeitungen, ins Theater, zum Tanzkurs, zu Modemessen oder zu Knigge-Kursen ein. Bereits in der siebten Klasse wirbt der Verein für das Jugendweihejahr.

"Im Übrigen ist die Jugendweihe keine Erfindung der DDR", betonte Hoffmeister. Der Verein Jugendweihe in Deutschland habe erst kürzlich 125 Jahre Jugendweihe in Hamburg gefeiert, sagte der Präsident des Vereins Konny Neumann. Unter den westlichen Bundesländern sei die Hansestadt eine Hochburg der Jugendweihe.

Insgesamt sei im vergangenen Jahr in Deutschland schätzungsweise 50.000 bis 60.000 Mal Jugendweihe gefeiert worden. Während sich die Zahlen in den ostdeutschen Bundesländern stabilisierten, steigt die Nachfrage laut Neumann in den West-Bundesländern deutlich an. Denn in Zeiten, in denen immer weniger Kinder getauft würden, wachse der Wunsch nach einem überreligiösen Initiationsritual. Allerdings werde es immer schwieriger, ehrenamtliche Helfer für die Organisation der Feiern und das Engagement in den Vereinen zu finden.