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Turnier Tanzsport-Elite kommt nach Magdeburg

Thomas und Sandra Leich vom Tanzklub "Blau-Silber" holen die Tanzsport-Elite nach Magdeburg.

Von Manuela Bock 22.10.2017, 04:00

Magdeburg l Gala, Glanz und Glamour beim internationalen Tanzturnier in Magdeburg. Der Tanzklub „Blau-Silber“ holt für die 49. Auflage am 28. Oktober wieder die Elite-Paare und das tanzfreudige Publikum auf das große Parkett der Magdeburger Stadthalle. Die Tanzsporttrainerin Sandra Leich und ihr Mann Thomas Leich gehören zu denen, die das Turnier auf die Beine stellen. Im wahrsten Sinn des Wortes.

Der große Trainingsraum des „Tanzklub Blau-Silber“ in Magdeburg ist an diesem Vormittag leer. Die Spiegel an der Front fallen auf und ein Spruch an der Wand. „Tanzen ist träumen mit den Füßen“ steht dort. Es ist kühl, nur die Kaffeemaschine dampft ein wenig. „Das ist genau richtig“, sagt Sandra Leich. „Wer hier trainiert, dem wird schnell warm.“

Die Tanzsporttrainerin weiß, wovon sie spricht. Sie steht hier regelmäßig im Saal und trainiert die Tanzpaare. Ein großer Tag steht bevor. Der Klub richtet am 28. Oktober das 49. Internationale Tanzturnier aus. Die Tanzsport-Elite kommt nach Magdeburg, ein tanzfreudiges Publikum und die Schautänzer werden über die große Fläche in der Stadthalle wirbeln. Viele Klubmitglieder haben alle Hände voll zu tun, von der Einladung der Paare, ihrer Betreuung vor Ort, über Shuttlefahrten zwischen Hotel und Stadthalle bis zur Organisation des gesamten Turnierabends.

Für Sandra Leich sind diese Tage kurz vor dem Turnier noch mehr gefüllt, als sie es ohnehin schon sind. Sie trommelt Klub-Mitglieder zusammen, die inzwischen in ganz Deutschland verstreut sind, und studiert mit ihnen die Schautanz-Choreografien für den Turnierabend ein. Termine zu finden für alle Paare, ist nicht ganz einfach, viele nehmen eine weite Anreise in Kauf, um mit Sandra Leich die Schritte zu üben. Aber sie kommen alle gern, wenn die Magdeburgerin mit der großen Erfahrung ruft.

Ihr Weg in den Tanzsport beginnt, als sie sich mit zwölf Jahren in einer Tanzgruppe ein bisschen ausprobiert, wie es so viele Mädchen tun. Mit 15 besucht Sandra Leich einen Tanzkurs, um auch klassische Schritte zu lernen. Dem Tanzlehrer fällt das große blonde Mädchen auf, weil es Haltung und Grazie mitbringt. „Er hat mich gefragt, ob ich es nicht mal im Tanzsport versuchen möchte“, erinnert sich Sandra Leich. Sie möchte. Die ersten Schritte führen sie in den „Blau-Silber-Klub“ an die Seite des erfahrenen Tanzpartners Markus Neuberg. Ein halbes Jahr später gewinnen sie zusammen ihr erstes Turnier. Da hat sie die Leidenschaft längst gepackt. „Ich konnte nicht mehr anders, ich wollte nur noch tanzen“, meint Sandra Leich. „Für mich gab es nur die Schule, das Training und Turniere, für mehr war kein Platz.“

An den Wochenenden fährt das Paar zu Wettkämpfen in ganz Deutschland. Erfolge begleiten Sandra Leich, aber auch offene Füße, Muskelkater und die verzweifelten Stunden, wenn etwas nicht klappt.

„Ich habe von Anfang an diese Ästhetik geliebt, die der Sport hervorbringt“, meint sie. Die richtige Figur dafür bringt sie von Anfang an mit. Zum Glück“, sagt Sandra Leich, „musste ich wegen der vielen Trainingsstunden nie Diäten machen.

Die Optik ist wichtig, aber die Energie eben auch.“ Energie braucht sie nicht nur für den Sport. Sie studiert „nebenbei“ an der Magdeburger Uni Lehramt für Deutsch und Ethik, weil ihr auch „das Vermitteln von Werten wichtig ist“, sagt sie.

Als Studienrätin gibt sie heute am Sportgymnasium ihr Wissen weiter. Auch im Tanzsport behält sie ihr Wissen nicht für sich. Nach vier Jahren im Klub macht Sandra Leich damals ihre Trainerausbildung, zeigt Turnier- und Nachwuchspaaren in Magdeburg und Zerbst die richtigen Schritte für Standard- und Lateintänze. Als ihr Tanzpartner im Beruf zu stark gebunden ist, tut sie sich mit einem jungen Mann aus dem Klub zusammen. Es funkt zwischen ihr und Thomas. „Es hat einfach alles gepasst“, erinnert sich Sandra Leich. Der Sportwart und die Trainerin werden ein Paar, neben und auf dem Parkett. Sie holen mehrfach den Landesmeistertitel in der S-Klasse, der höchsten Turniertanzklasse. Damit tanzen sie in der ersten Reihe mit.

Als die erste Tochter geboren wird, wechselt die Magdeburgerin die Perspektiven, beschließt, sich auf die Trainerarbeit zu konzentrieren. Zusätzlich engagiert sie sich ehrenamtlich als Landeslehrwartin im Vorstand des Landestanzsportverbandes und arbeitet eng mit den Kadertrainern und -paaren des Landes zusammen.

„Eine Familie, selbst aktiv tanzen und ein Job, das geht einfach nicht alles auf einmal“, meint sie, lächelt dabei und schiebt nach: „Ich habe ja nichts verloren, ich habe nur die Seiten gewechselt, von der aktiven Tänzerin zur Trainerin.“

Von Werten spricht sie bei der zweiten Tasse Kaffee und davon, dass sie es freut, dass die Tanzklubs durch Fernsehsendungen wie „Let’s Dance“ wieder mehr Zulauf haben. „Dort bekommt man gleich noch Benimmregeln mit auf den Weg und lernt, wie man sich auf einem öffentlichen Parkett bewegt, das kann für Jugendliche nicht falsch sein.“ Da drückt sie auch schon mal ein Expertenauge zu, wenn bei den TV-Sendungen nicht alles korrekt getanzt und stattdessen auf den schnellen Effekt gesetzt wird. „Dass hierbei Spaß am Tanzen transportiert wird, ist super, weil daraus eine Leidenschaft werden kann“, meint sie.

Genau die ist es wohl auch, die so viele bei „Blau-Silber“ antreibt, sich in ihrer Freizeit darum zu kümmern, dass das internationale Tanzturnier in Magdeburg stattfinden kann – immerhin, eins der traditionsreichsten Gesellschaftsereignisse der Landeshauptstadt, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1966 zurückreichen. Auch die Mutter von Sandra Leich, Gisela Ahrens, ist eng verbunden mit dem Tanzturnier. „Nur zweimal ist es seither ausgefallen, aus Gründen, die wirklich nicht zu steuern waren“, erinnert sie sich. Als ehemalige Kulturchefin der Stadthallengesellschaft hat sie auch einen Anteil daran, dass die Tradition weiterlebt, dass sich jedes Jahr die Tanzsport-Elite auf den Weg nach Magdeburg macht und etwa 1000 Menschen auf die Emporen und das Parkett strömen.

Der „Tanzklub Blau-Silber“ übernimmt Mitte der 90er Jahre die Ausrichtung der Veranstaltung. „Damals wussten wir noch nicht, was auf uns zu kommt“, erinnert sich die 70-Jährige. Sie steckt voller Geschichten über die Turniere, die Teilnehmer und Tänze. Einmal hatte ein Paar seinen Koffer nicht mehr erhalten und sie mussten schnell neue Turnierkleidung besorgen, ein anderes Mal spielte die Live-Band nicht metronomgenau ... Und erst die vielen Tänzerinnen und Tänzer ...!

In all den Geschichten haben auch Thomas und Sandra Leich ihren Platz. Der Turnierwart, der als Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Harz lehrt, schreibt sich jedes Jahr die Finger wund, telefoniert und mailt bis in die Nacht hinein. Die Trainerin probt und nutzt jahrelang gewachsene Kontakte, um die Tänzer nach Magdeburg zu holen. Wie viele andere Klubmitglieder samt ihres Präsidenten Willi Lichtenberg füllt die Magdeburger Familie ihre Freizeit damit, diese Tanztradition zu erhalten, organisiert „um den Job herum“, wie es Sandra Leich sagt.

Die Anstrengung sieht man ihr nicht an, wie sie von den vielen Stunden der Vorbereitungen erzählt. Sie blickt kurz ihre Mutter an und meint. „Manchmal fragen wir uns allerdings, warum wir uns das immer wieder antun.“ Aber beide lächeln dabei. Denn diese Frage ist längst eine rhetorische geworden. Gisela Ahrens beschreibt ihren Antrieb so: „Wenn die schön gekleideten Menschen tanzen, wenn die Paare glänzen, wenn Glamour durch die Stadthalle strahlt, ist das unbeschreiblich.“ Und Sandra Leich sagt: „Wenn wir noch am Abend gefragt werden, wann der nächste Termin ist, hat sich alles ausgezahlt.“

Und danach wird Sandra Leich das schöne Kleid in den Schrank hängen und die Trainingssachen hervorholen. Sie wird Menschen dazu bringen, die Leidenschaft zu spüren für den Rhythmus. Sie wird Disziplin vermitteln und zugleich die Leichtigkeit des Tanzes. Glanz und Glamour strahlen nur, wenn es die Proben hier im kühlen Raum mit den Spiegeln gibt. Dann lernen die Füße das Träumen.

Das 49. Internationale Tanzturnier findet am 28. Oktober in der Stadthalle Magdeburg statt. Von 20 bis 2 Uhr gibt es Showtänze, Turniertänze in Standard und Latein um den Pokal des Oberbürgermeisters und einen offenen Gesellschaftsball. Karten gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.