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Unfälle Meistens sind die Rehe Schuld

Während die Zahl der Verkehrsunfälle in Sachsen-Anhalt weiter rückläufig ist, stieg die Zahl der Zusammenstöße mit Wild an.

Von Matthias Fricke 13.09.2016, 01:01

Magdeburg l Nach einer Erhebung des Innenministeriums hat sich der zunehmende Trend der Wildunfälle auch in den ersten sechs Monaten dieses Jahres fortgesetzt. Zwar gab es bei den 6482 Kollisionen nur 68 verletzte Autofahrer und keine Toten, der Schaden geht aber in die Millionen. Der Gesamtverband Deutscher Versicherer spricht bundesweit sogar von jährlich mehr als einer halben Milliarde Euro Schaden.

Inzwischen ist jeder fünfte Zusammenstoß auf Sachsen-Anhalts Straßen ein Wildunfall. „Bei den Ursachen sind diese Kollisionen erstmals seit der statistischen Erfassung im Land auf Platz 1 gerutscht“, sagt Marco Weigelt, Verkehrsreferent im Innenministerium. Die am häufigsten in den Zusammenstößen verwickelten Tiere sind Rehwild mit 70 Prozent, gefolgt von Wildschweinen mit 12 Prozent. Den Rest machen Füchse, Hasen und Wildkaninchen aus. Nach einer Auswertung der Unfälle der vergangenen drei Jahre krachte es vor allem zwischen 4 und 8 Uhr und zwischen 17 und 0 Uhr. Herausragend zeigte sich die Zeit von 21 bis 23 Uhr im Mai und Juni. „Aber auch die andere Zeit des Jahres gab es durchgängig hohe Unfallzahlen“, so Weigelt. Er sieht vor allem einen „Zusammenhang zwischen dem Berufsverkehr und gleichzeitiger Wildaktivität.“ Für die Zunahme der Wildunfälle soll es viele Gründe geben. Zum einen sind die Bundes- und Landstraßen immer besser ausgebaut, so dass die gefahrenen Geschwindigkeiten die Reaktionszeit der Autofahrer verkürzen.

Außerdem bauen Landwirte ihre Felder immer näher an die Straße heran, so dass die Tiere bei einem Wildwechsel aus einem hochgewachsenen Korn- oder Maisfeld nur spät entdeckt werden. Zum anderen hat auch die Wildpopulation in den letzten Jahren weiter zugenommen. Das bestätigt auch Wilko Florstedt, Chef des Landesjagdverbandes: „Die Abschussquoten steigen zwar jedes Jahr. Das hilft aber nicht allein.“ Die Zunahme des Wildes führt er auf den vermehrten Anbau von Raps, Mais und Weizen zurück. Die energiereichen Pflanzen würden sich besonders positiv auf das Paarungsverhalten der Tiere auswirken.

Die Polizei sieht laut Weigelt für sich allein nur wenig Möglichkeiten – außer verstärkten Geschwindigkeitskontrollen – den steigenden Unfallzahlen entgegenzuwirken. Die bisher eingesetzten blauen und roten Reflektoren an dem Leitpfosten, die das Wild abschrecken sollen, brachten bisher nicht den gewünschten Erfolg. Auch andere Maßnahmen zeigten bisher wenig Erfolg.

Aus diesem Grund ist für den 13. September eine gemeinsame Krisensitzung von Innen-, Verkehrs- und Landwirtschaftsministerium geplant. Dann sollen Gegenmaßnahmen beschlossen werden. Im Regelfall zahlt bei Wildunfällen die Kfz-Teilkaskoversicherung den Schaden.