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Urlaubsgrüße Postkarte kommt nach 43 Jahre an

Dieter Zilling hat im Harzer Elend einen alten Gruß aus den 1970er Jahren im Briefkasten. Sein Cousin hatte Grüße aus Siofok geschickt.

Von Julia Bruns 07.07.2018, 01:01

Elend l Auch wenn die gute, alte Postkarte in Zeiten von What‘sApp und E-Mails immer seltener geworden ist: Analoge Urlaubsgrüße im Juni zu erhalten, das ist noch lange nichts Ungewöhnliches. Diese Karte jedoch ist mehr als ungewöhnlich: 43 Jahre hat sie gebraucht, um im Oberharz-Örtchen Elend anzukommen.

Dieter Zilling aus Elend traute seinen Augen kaum, als er den Gruß dieser Tage aus dem Briefkasten nahm. „Er war adressiert an meinen Vater Hermann“, berichtet er. „Die Karte stammt von der Familie meines Cousins Detlef Peterschie.“

Das Kuriose: Gerade erst war Zilling von einem Ausflug nach Guben in Brandenburg, wo Familie Peterschie zu Hause ist, zurückgekehrt. „Mein Cousin ist gerade erst 72 Jahre alt geworden. Ich habe ihn natürlich sofort angerufen, um zu klären, ob die Karte wirklich von ihm sein kann“, berichtet der Oberharzer. „Und ja, sie stammt wirklich von ihm. Nur aus welchem Jahr, das konnte er nicht genau sagen.“ Den Stempel auf der Rückseite konnte er nicht entziffern. „Die besten Urlaubsgrüße aus Siofok (Ungarn) senden euch alle Peter, Helga u. Tamara“, heißt es kurz und knapp auf der Karte. Auf ihr zu sehen: Für damalige Verhältnisse prächtige Hotelbauten, ein Auto, Straßenzüge aus dem heute noch beliebten Touristendomizil Siofok.

„Mein Cousin war damals mit seiner Familie im Urlaub in Ungarn. Da nur Tochter Tamara und seine Frau Helga erwähnt sind, war sein Sohn noch nicht geboren“, berichtet Zilling Details zur Familie. Tamara Peterschie kam 1969, ein Bruder 1979 zur Welt.

Warum die Ansichtskarte jetzt erst in Elend eintrudelte? „Entweder ist die Karte in Deutschland oder schon in Ungarn irgendwo hängen geblieben“, meint Zilling. „Die Postleitzahl von Elend war wohl unvollständig.“

Ob es daneben noch politische Gründe für die Nichtzustellung gab, ob die Karte hinter einem Schrank lag oder ob ein Mitarbeiter der Post schlichtweg geschlampt hat – das vermag Dieter Zilling nicht zu beantworten. Die DDR-Staatssicherheit (Stasi) habe ja vielfach Post buchstäblich aus dem Verkehr gezogen. „Komischerweise habe ich so viel Post mit den unmöglichsten Anschriften zu DDR-Zeiten erhalten – und die ist immer bei uns angekommen“, sagt er.

Sein Vater Hermann kann die Urlaubsgrüße aus Siofok leider nicht mehr lesen. Er ist kurz nach der Wende gestorben. Aber vielleicht wird die kuriose Karte Bestandteil der Ausstellung, die Dieter Zilling in Elend derzeit auf die Beine stellt mit allerhand Bildern aus dem Oberharzer Ort.