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Urteil im Prozess Heimleiter missbraucht Kinder

Ein ehemaliger Kinderheimleiter aus der Altmark wurde wegen sexuellen Missbrauchs in acht Fällen an zwei Kindern verurteilt.

Von Mike Kahnert 22.11.2018, 00:01

Salzwedel/Stendal l In einem Kinderheim in der Nähe von Salzwedel hat dessen Leiter zwischen 2001 und 2006 zwei Kinder wiederholt sexuell missbraucht. Dafür wurde er vom Landgericht Stendal zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt. Die Strafe wurde für drei Jahre auf Bewährung ausgesetzt. Zusätzlich muss er 2000 Euro an eine wohltätige Organisation zahlen. Der Angeklagte gestand die Taten vor Gericht.

Heute arbeitet der Mann in Halle als Lehrer für Erwachsene und als selbständiger Heilpädagoge. Einmal in der Woche betreut er Kinder und Jugendliche im Alter von 11 bis 18 Jahren. Das Gericht entschied, dass er seiner Arbeit weiter nachgehen darf.

Der Fall kam jetzt zur Verhandlung, weil erst 2015 Anzeige erstattet wurde. Eines seiner Opfer hatte sich erst im Erwachsenenalter offenbart. Die sich anschließenden Ermittlungen führten 2017 zur Anklage durch die Staatsanwaltschaft Salzwedel. Diese wurde an das Landgericht Stendal weitergereicht, wo es jetzt zur Verhandlung und zum Urteil kam.

In der Anklage hieß es, dass im ersten Fall 2001 ein 12-Jähriger missbraucht wurde. 2003 kam der zweite Betroffene im Alter von 12 Jahren ins Heim und fiel dem Angeklagten auf einer Ostseereise zum Opfer. Dieses Schicksal erlitt dieses Kind noch sechs weitere Male bis 2006, vier davon nach dem 14. Lebensjahr. Bei allen Taten mussten die beiden Jungen den damaligen Heimleiter mit der Hand befriedigen.

Der heute 55-Jährige gab ein umfassendes Geständnis ab. Auf Nachfrage des Gerichts, welche Gründe zu den sexuellen Übergriffen führten, wusste der Erzieher nur seine Überarbeitung als Grund zu nennen. Er bezeichnete das Heim als Parallelwelt, da er selbst dort wohnte, Tag und Nacht als Ansprechpartner zur Verfügung stand und nicht abschalten konnte. „Ich habe immer gearbeitet, wie ein Idiot“, sagte der Pädagoge. Der Mann ist nicht verheiratet und hat keine Kinder.

Die beiden Missbrauchsopfer – heute 27 und 29 Jahre alt – waren vom Gericht als Zeuge geladen und anwesend. Auf Grund des Geständnisses des Angeklagten wurde auf eine Vernehmung der Zeugen verzichtet. Als einer der Betroffenen im Saal vom Richter als Zeuge entlassen wurde, entschuldigte sich der Angeklagte noch unter Tränen bei ihm.

Das Strafmaß begründete das Gericht nach dem gesprochenen Urteil damit, dass das Strafrecht von 2001 bis 2006 angewendet werden musste, welches weniger streng im Fall sexuellen Missbrauchs ist, als das heutige Recht. Außerdem konnte den Opfern durch das Geständnis eine Zeugenaussage erspart bleiben, was aus Jugendschutzgründen hoch angerechnet werde. Zukünftige Vergehen, so das Gericht, werden von dem heutigen Lehrer nicht erwartet.