1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Viele Deiche noch unsaniert

Lücken im Hochwasserschutz Viele Deiche noch unsaniert

Von Jens Schmidt 23.11.2011, 05:19

Für Siedlungen, Parks und Äcker an fast 2000 Kilometern Uferlinie besteht im Land Flutgefahr. Die Deiche sind nur 1300 Kilometer lang, erst knapp die Hälfte davon ist auf dem modernsten Stand.

Magdeburg l Der Landesbetrieb Hochwasserschutz hat nach penibler Analyse alle Flutgebiete erfasst. Grundlage dafür waren sogenannte hundertjährige Hochwasser - also Fluten, die statistisch gesehen einmal im Jahrhundert wahrscheinlich auftreten. Umweltminister Hermann Onko Aeikens (CDU) legte den ersten Risikobericht gestern der Landesregierung vor. Damit setzt Sachsen-Anhalt eine EU-Vorgabe um. In den nächsten zwei Jahren werden präzise Karten erarbeitet, bis 2015 müssen Management-Pläne vorliegen: Dabei geht es nicht mehr darum, immer noch höhere Deiche zu bauen, sondern auch um den Fakt, dass man in bestimmten Gebieten mit den Gefahren des Hochwassers auch leben muss. Außerdem soll etwa durch neue Bauvorschriften der mögliche Schaden minimiert werden. "Wir müssen fragen, wie wir in diesen Gebieten künftig bauen und ob wir in bestimmten Gebieten überhaupt noch bauen", sagte Aeikens. "Wir wollen die Risiken minimieren, aber ein Null-Risiko gibt es nicht", beschreibt Aeikens die Grenzen des Hochwasserschutzes.

Ufer auf 1865 Kilometern Länge sind gefährdet. Am stärksten betroffen sind neben Elbe, Saale und Bode auch Mulde, Havel und Schwarze Elster. Insgesamt sind 67 Gewässer erfasst. Alle Deiche sind aber nur 1300 Kilometer lang. Etwa 500 Kilometer sind davon modernisiert - an den anderen fehlen oft noch Wege und Straßen, um im Ernstfall die Deiche sichern zu können. 470 Millionen Euro wurden seit der verheerenden Flut 2002 in den Hochwasserschutz investiert. Doch angesichts der noch zu bewältigenden Aufgaben ist noch nicht einmal Halbzeit: Bis 2020 müssen noch 600 Millionen Euro ausgegeben werden. Geplant sind auch weitere Überflutungsflächen und Hochwasserrückhaltebecken. Erst die Hälfte der geplanten Überschwemmungsareale ist rechtlich gesichert, wie es im Ministerium heißt.

"Die Natur überrascht uns immer wieder"

Der Risikobericht wird bis 2020 einmal und danach alle sechs Jahre aktualisiert. Das Umweltministerium geht davon aus, dass die Zahl extremer Wetterereignisse in den nächsten Jahrzehnten zunehmen wird. Die Lage bleibe aber unberrechenbar. Aeikens: "Bei allen Analysen - die Natur überrascht uns immer wieder. Wir wissen nur eines: Das nächste Hochwasser kommt bestimmt."