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Volksverhetzung 65 Anschläge auf Unterkünfte für Flüchtlinge

In Sachsen-Anhalt hat es achtmal mehr Anschläge auf Asylunterkünfte gegeben als 2014. Mehr als jeder zweite Anschlag wurde aufgeklärt.

01.03.2016, 10:36

Magdeburg (dpa) l Steinwürfe, ausländerfeindliche Parolen und Brandanschläge: Die Angriffe auf Asylunterkünfte haben im vergangenen Jahr drastisch zugenommen und reißen auch in diesem Jahr nicht ab. 71 politisch motivierte Vorfälle wurden nach Angaben des Innenministeriums im vergangenen Jahr gezählt, neunmal so viele wie 2014. Im Januar diesen Jahres waren es bereits sieben. Jüngst sorgten Schüsse auf eine künftige Flüchtlingsunterkunft in Gräfenhainichen im Kreis Wittenberg für Schlagzeilen. Unbekannte hatten am Wochenende auf das leerstehende Gebäude geschossen, in dem sich zwei Wachleute aufhielten. Es wird wegen versuchten Totschlags ermittelt.

Nachdem Einbrecher einen Wasserschaden verursacht und Unbekannte wiederholt Steine geworfen hatten, war es der siebte Angriff seit Dezember auf dieses Haus. Keiner wurde bisher geklärt. Die Polizei richtete die Soko "Heim" ein, die Ermittler sitzen direkt in Gräfenhainichen. Trotz akribischer Arbeit stünden die Ermittlungen noch am Anfang, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag in Dessau-Roßlau. "Wir suchen weiterhin Zeugen und sind über jeden noch so kleinen Hinweis dankbar."

Der Landkreis will künftig bis zu 80 Flüchtlinge in dem früheren Bürogebäude unterbringen. "Daran hat sich nichts geändert", sagte ein Landkreissprecher am Dienstag. Auch der Eigentümer habe bisher nicht signalisiert, dass er von den Plänen abrücken wolle. Derzeit werde jedoch immer noch der Wasserschaden behoben. Im Dezember hatten Einbrecher die Wasserhähne beschädigt und das Gebäude volllaufen lassen. Der Schaden belief sich auf 80 000 Euro.

In der Börde ermittelt die Polizei wegen einer Brandstiftung an einem von Syrern bewohnten Gehöft in Sülzetal. Dort war am Wochenende Brandbeschleuniger an der Tür angezündet worden. Die Polizei vermutet ein politisches Motiv. Der Schaden blieb gering, verletzt wurde niemand.

Im vergangenen Jahr wurden laut Statistik des Innenministeriums mehr als 16 Sachbeschädigungen und drei Brandanschläge registriert. Neben dem Anschlag auf eine bezugsfertige Unterkunft in Tröglitz im April wurde in Oschersleben im August ein Müllcontainer vor einem Flüchtlingsheim angezündet. In Landsberg (Saalekreis) warfen im November Täter drei Brandsätze in eine geplante Unterkunft.

Zudem wurden zahlreiche Volksverhetzungen, Beleidigungen und Propagandastraftaten registriert. Mit 38 der 71 Fälle konnte etwas mehr als die Hälfte aufgeklärt werden, wie das Innenministerium weiter mitteilte.