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Wahlen Die Börde wählt einen neuen Landrat

Im Landkreis Börde wird am kommenden Sonntag ein neuer Landrat gewählt. Der Amtsinhaber steht nicht mehr zur Wahl.

Von Thomas Junk 15.03.2018, 00:01

Haldensleben l Fest steht: Es wird einen neuen Landrat geben. Amtsinhaber Hans Walker (CDU) tritt nicht zur Wiederwahl an. Seine Partei hatte den 64-Jährigen auf einem Kreisparteitag im Oktober vergangenen Jahres nicht wieder als Kandidaten aufgestellt, sondern sich für einen Generationswechsel entschieden.

In einer Kampfabstimmung unterlag Walker dem Wolmirstedter Bürgermeister Martin Stichnoth deutlich mit 111 zu 59 Stimmen. Stichnoth gilt als politischer Ziehsohn von Walkers Vorgänger Thomas Webel. Der amtierende Verkehrsminister Webel war 20 Jahre Landrat zunächst im Landkreis Wolmirstedt, dann im Ohrekreis und nach der Kreisfusion 2007 auch im neuen Landkreis Börde.

2011, als Webel als Verkehrsminister in das erste Kabinett von Reiner Haseloff nach Magdebrug wechselte, wollte er Stichnoth bereits als seinen Nachfolger inthronisieren. Damals gewann aber Walker das parteiinterne Rennen gegen den jungen Wolmirstedter knapp mit 75 zu 70 Stimmen.

Bis kurz vor Abgabefrist hatte Hans Walker noch öffentlich mit dem Gedanken gespielt, sich als Amtsinhaber selbst wieder zur Wahl und damit gegen seinen Parteifreund zu stellen. Kurz vor Toresschluss entschied Walker sich dann aber dagegen.

Neben Stichnoth stehen am Sonntag fünf weitere Kandidaten auf den Stimmzetteln. Die SPD hat mit Vinny Zielske aus Oschersleben eine Kandidatin nominiert, die vor allem im Süden des Landkreises bekannt ist. Die 57-Jährige ist seit mehr als 20 Jahren Jahren Geschäftsführerin des Trink- und Abwasserverbandes Börde in Oschersleben.

Die AfD stellt mit Steffen Schroeder den jüngsten Kandidaten. Der 26-jährige Student aus dem Sülzetal zählt zum gemäßigten Kreis der Rechtspopulisten. Er hat sich in der Vergangenheit mit dem ehemaligen AfD-Landesvorsitzenden André Poggenburg angelegt, als dieser Anfang des Jahres den AfD-Kreiverband Börde, dessen Vorsitzender Schroeder ist, auflösen wollte.

Die FDP geht mit dem Rottmersleber Jürgen Fritzenkötter ins Rennen. Der 57 Jahre alte Jurist hat reichlich Verwaltungserfahrung. Er arbeitet im Magdeburger Wirtschaftsministerium als Regierungsdirektor.

Die Linken erhoffen sich mit der Landtagsabgeordneten Doreen Hildebrandt aus Brumby den Sprung ins Haldensleber Landratsamt zu schaffen. Die 45-Jährige hat viele Jahre beim Arbeitsamt gearbeitet und sitzt seit 2016 im Landtag, wo sie Sprecherin für Arbeitsmarkt- und Verkehrspolitik ist. Ohne eine Partei im Hintergrund hat sich Anja Reinke aufstellen lassen. Die 47 Jahre alte Verwaltungschefin des Polizeireviers Börde sitzt seit 2015 für die Freie Unabhängige Wählergemeinschaft (FUWG) im Haldensleber Stadtrat und ist dort Vorsitzende des Bauausschusses.

Im Wahlkampf dreht sich viel um Themen des demografischen Wandels. So spielt die gesundheitliche Versorgung auf dem Land eine große Rolle. Im Landkreis Börde gibt es seit vergangenem Jahr zum Beispiel keine Entbindungsstation mehr. Die Versorgung mit Haus- und Fachärzten wird zunehmend zu einem Problem in der ländlichen Region. Weitere Themen sind der Breitbandausbau und das vom amtierenden Landrat verhängte Verbot von Gartenfeuern. Hier sprachen sich bereits alle Kandidaten für eine Wiedereinführung der Brennordnung aus.

Sollte keiner der Kandidaten am Sonntag mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten, wird es drei Wochen später, am 8. April, eine Stichwahl zwischen den beiden Bewerbern geben, die im ersten Wahlgang die meisten Stimmen auf sich vereinen konnten.

Interessant wird zudem ein Blick auf die Wahlbeteiligung, die bei den Landratswahlen vor sieben Jahren auf einem erschreckend niedrigen Niveau war. Am 10. Juli 2011 machten nur 20,8 Prozent der Wahlberechtigten in der Börde von ihrem Stimmrecht Gebrauch. Bei der Stichwahl vier Wochen später waren es sogar nur noch 13,3 Prozent.