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Wanderroute Zu Fuß durch Sachsen-Anhalt

Experten geben Tipps für die schönsten Routen von der Elbe bis zum Harz, auf denen Wanderer Sachsen-Anhalt erkunden können.

Von Janette Beck 12.08.2018, 01:01

Magdeburg l Inge Wilhelm ist mit 81 Jahren immer noch regelmäßig auf Achse – soweit ihre Füße tragen. Nach Meinung der Magdeburgerin „geht richtig was ab“ im Land. Auf abwechslungsreichen 20.000 Quadratkilometern verführe Sachsen-Anhalt durch einzigartige Landschaften, zahllose Naturdenkmäler und das reiche kulturelle Erbe geradezu, die Natur per pedes zu erkunden.

Im Norden liegen Altmark und Börde, geprägt von Havel und Elbe. Im Osten geht es durch die uralte Kulturlandschaft des Flämings mit seinen sanften Hügeln und Heidelandschaften. Im Süden faszinieren die Weinberge von Saale und Unstrut. Hier wandert Wilhelm zwischen jahrhundertealten Trockenmauern und Weinberghäuschen oder mit Blick auf Schlösser, Burgen und Kirchen am liebsten. Auch den Harz mit seinem dichten Netz gut ausgeschilderter Wege kennt die „Wanderkönigin“ wie ihre Westentasche. Auf dem 100 Kilometer langen Hexenstieg lag ihr die natürliche Schönheit des Harzes mehr als 50-mal buchstäblich zu Füßen.

Von Freyburg nach Naumburg: Auf 12,7 Kilometern Länge (Wanderzeit mit Pause ca. 4 Stunden, Aufstieg: 265 Höhenmeter, Abstieg: 269 Höhenmeter) verschmelzen Natur und Kultur. „Landschaftlich gesehen ist das für mich einfach die schönste Wandergegend überhaupt. Dazu die kulturellen Highlights - besser gehts nicht“, kürt Inge Wilhelm das Saale-Unstrut-Gebiet zu ihrer Nummer 1. Ihre Lieblingstour führt von Freyburg nach Naumburg – zu kulturellen Stätten der Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt, die zur europäischen Kulturroute Transromanica gehört. Ob das von Weinbergen umsäumte Schloss Neuenburg, die Stadtkirche St. Marien, der Dom oder die Agidienkurie in Naumburg – die Saale-Unstrut-Region ist „eine Oase für die Sinne“, meint Wilhelm.

Von Thale über den Hexentanzplatz nach Quedlinburg: Die Tour ist ca. 22 Kilometer lang (Wanderzeit 6 Stunden, Aufstieg: 385 Höhenmeter, Abstieg 461 Höhenmeter). Vorbei an riesigen Granitblöcken und entlang der wild rauschenden Bode windet sich von Thale aus der Steilhangpfad hinauf zum Hexentanzplatz mit der Walpurgishalle. Hier „oben“ befinden sich auch der Heimattiergarten und das Harzer Bergtheater. Wilhelm: „Dem Wanderer bietet sich ein Ausblick vom Feinsten – von der Felskanzel hinab in das rund 250 Meter unter einem liegende wildromantische Bodetal.“

Vorbei am Glockenfelsen und der Calcium-Quelle geht es nach Bad Suderode, wo man am Marktplatz auf den Harzer Hexenstieg trifft, der den Wanderer bis nach Quedlinburg begleitet. Die märchenhafte Ruheoase an der Bode lädt zum Verweilen ein. Hautnah lässt sich hier die Geschichte der Stadt mit den 1200 Fachwerkhäusern entdecken.

Rund um Randau-Calenberge: Auf dem rund 20 Kilometer langen Erlebnis-Rundkurs wird die südöstliche Magdeburger Elblandschaft bewandert. Die Wege werden von Orten und Dingen gesäumt, die von der seit Jahrhunderten durch den Menschen gestalteten Landschaft berichten. Die Entdeckungsreise beginnt in Cracau (Brücke am Wasserfall), in Westerhüsen (Gierfähre) oder an der Alten Elbe bei Pechau, verläuft im Elbvorland oder im Deichhinterland durch die Elbdörfer Randau, Pechau und Calenberge. Es geht entlang an Auenwäldern und Wiesen, auf historischen Straßen und über Elbe und Deiche. Einzelne Stationen am Weg berichten von der Kulturgeschichte und den Beziehungen von Mensch und Natur.

„In der Flussaue gibt es seltene Pflanzen- und Tierarten zu entdecken“, weiß Inge Wilhelm zu berichten. Allein in der Kreuzhorst gibt es mehr als 32 Säugetierarten, von denen 16 gefährdet sind und auf der Roten Liste des Landes stehen – darunter Elbbiber, Feldhasen, Baum- und Steinmarder, Wasserspitzmäuse oder verschiedene Fledermausarten. Wer sehenden Adler-Auges wandert, könne sogar die Fraßspuren des Bibers entlang des Weges ausspähen.

Harzer Hexenstieg: Fantastische Fernblicke, unberührte Natur, seltene Pflanzen und Tiere, Zeugnisse einer jahrhundertealten Bergbaugeschichte – all das hat „Wanderkönigin“ Wilhelm schon zigmal bei einer Tour entlang des Hexenstiegs erlebt. Auf 97 Kilometern in luftiger Höhe verbindet der Fernwanderweg die Städte Thale in Sachsen-Anhalt und Osterode in Niedersachsen – gekennzeichnet durch weiße Aluminiumschilder mit grüner Tanne. 50.000 zeigen dem Wanderer den Weg durch den Harz.

Der Hexenstieg, der sich natürlich bestens als Etappen-Tour bewandern lässt, gehört zu den populärsten Routen – nicht zuletzt, da er sowohl zu den „Qualitätswanderwegen Deutschland“ als auch zu einem der „Top Trails of Germany“ gehört. 2008 wurde er gar zum schönsten Wanderweg Deutschlands gekürt.

Wilhelm: „Ein Netz gut ausgeschilderter Touren von insgesamt 8000 Kilometern Länge kreuz und quer durch den Harz lässt keine Wünsche offen. Jeder Wanderer, ob sportlich ambitionierter oder Genusswanderer, kommt auf seine Kosten.“ Damit sich auch der Selbstplaner bestens zurechtfindet, hat der Harzklub e.V. die Wege nach einem ausgeklügelten System vernetzt und beschildert. 71 Routen führen durch den Harz, jeweils mit zahlreichen Unterabschnitten.

Jakobsweg: Mit dem Pilgerruf „Ultreia!“ - „Auf geht’s, vorwärts und aufwärts nach Santiago de Compostela!“ geht es auf rund 370 Kilometern des Pilgerweges kreuz und quer durch Sachsen-Anhalt. Gut ausgebaute und beschilderte Wanderwege im Zeichen der stilisierten gelben Muschel auf blauem Grund führen zu 22 Pilgerstationen und laden zur inneren Einkehr ein. Dieses Teilstück wurde „St. Jakobus-Pilgerweg“ getauft und schließt im Süden an die „Via Regia“ an. Er führt von Jerichow im Norden bis nach Mücheln im Süden von Sachsen-Anhalt. Ein Teil des St. Jakobus-Weges tangiert dabei auch den Harz.

Naturfreunde sollten sich für ihre Ausflüge entlang des Pilgerweges Zeit nehmen. Um die mehr als zweihundert Natur- und Landschaftsschutzgebiete in Sachsen-Anhalt, darunter allein neun Nationale Naturlandschaften, zu erkunden, braucht es mehrere Tage. „In der Colbitz-Letzlinger-Heide wandert man durch den größten zusammenhängenden Lindenwald Europas“, outet sich Inge Wilhelm als Kennerin dieser Region. „Und im Unesco-Biosphärenreservat Mittelelbe lässt sich auf leiser Sohle und mit etwas Glück der Elbe-Biber beim Dammbau beobachten.“ Auch die vielen Parks und Gärten in der Region laden zum Verweilen ein. Zu den 43 „Gartenträumen“ im Land zählt u.a. das von der Unesco auf die Weltkulturerbeliste übernommene Gartenreich Dessau-Wörlitz.

Geführte Wanderungen oder Touren für Selbstplaner sind auch online zu finden.

Kommentar "Wanderung zu uns selbst" zum Thema.