Mildester Jahresbeginn seit vielen Jahren / Stürmische Aussichten Warmer Winter lässt Sträucher blühen und Stare zwitschern
Magdeburg (dpa/os) l Deutschland erlebt den mildesten Jahresbeginn seit vielen Jahren. Die wärmste Region am Neujahrstag war das nördliche Rheinland-Pfalz: In Andernach und Bad Neuenahr kletterte das Thermometer auf jeweils 14,2 Grad. Das sei ein Neujahrs-Temperatur-Rekord für die Region, sagte Meteorologe Christoph Hartmann vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. In Magdeburg war es gestern mit zehn Grad ebenfalls zu warm für die Jahreszeit.
Das ungewöhnlich milde Wetter sorgt für eine ungewöhnliche Geräuschkulisse: Am Morgen zwitschern in Magdeburg bereits die Stare. Nach Auskunft des Naturschutzbundes überwintern viele Singvögel in Sachsen-Anhalt, weil sie wegen der bislang anhaltend warmen Temperaturen genügend zu fressen finden. Auch die Natur erwacht dank der milden Witterung. Hans-Helmut Schmitt, Agrar-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst, rechnet damit, dass im Rheingau die Haselblüte bald beginnt. "Das wäre zwei bis vier Wochen früher als sonst." Sollte es noch einmal kalt werden, sei das für die Blüten kein Problem. Auch die Frühblüher regen sich bereits. So schauen in vielen Gärten die ersten Schneeglöckchen aus der Erde. Dank der milden Witterung bietet der Januar in Brandenburg auch für Pilzsammler eine Rarität: Pfifferlinge. Zuletzt hatte es Pfifferlinge zum Jahreswechsel 2006/2007 gegeben.
Eigentlich sollte das warme Wetter im Winter zumindest für weniger Erkältungskrankheiten sorgen. Doch das Gegenteil ist der Fall, wie Professor Rüdiger Braun-Dullaeus, Leiter der Kardiologie am Magdeburger Universitätsklinikum, erläutert: "Wenn es warm ist, können auch die Keime besser überleben. Das befördert die Ausbreitung von Erkältungskrankheiten." Auch sei das Immunsystem durch die warme Witterung geschwächt. "In einem frostigen Winter stärkt der abwechselnde Aufenthalt in der warmen Wohnung und in der kalten Natur die Abwehrkräfte", so Professor Braun-Dullaeus. Der Arzt empfiehlt, trotz der ungemütlichen feucht-warmen Witterung nicht auf Spaziergänge zu verzichten. Dies steigere auch das seelische Wohlbefinden.
An dem regnerischen milden Wetter wird sich auch in den nächsten Tagen nichts ändern. Die Meteorologen sagen stürmisches Regenwetter voraus, das bis zum Wochenende anhalten wird. Erst zum Beginn der nächsten Woche wird mit einer längeren Wetterberuhigung gerechnet. Ob es dann auch winterlich kalt wird, ist noch ungewiss.