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Wasserstrahlschnitt Tangerhütter gewinnen Arbeitsschutzpreis

Auf der weltweit größten Messe für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit macht ein kleines Tangerhütter Unternehmen von sich reden.

Von Rudi-Michael Wienecke 19.10.2017, 01:01

Tangerhütte/Düsseldorf l Matthias Teek, Ehefrau Silke und Sohn Felix saßen am Dienstagnachmittag voller Hochspannung im Düsseldorfer Kongresszentrum zwischen dem Publikum, dann wurde der Name ihrer Firma „Matetec“ genannt. „Es war wie im Traum“, beschreibt Silke Teek den anschließenden Gang der drei zur Bühne. Sprachlos nahm ihr Mann den mit 10.000 Euro dotierten Deutschen Arbeitsschutzpreis entgegen.

„Ein unglaubliches Gefühl. Ich hatte nicht einmal damit gerechnet, dass wir nominiert werden, nun sind wir die Gewinner“, freut sich der Chef des kleinen Tangerhütter Viermann-Betriebes, der mit einer Methode für das sichere Schneiden per Wasserstrahl von sich reden macht. Ausgezeichnet wurden sie im Rahmen der weltweit größten einschlägigen Fachmesse für Ideen in Sachen Arbeitsschutz und -sicherheit. Alle zwei Jahre werden die Preise vergeben.

Beworben hatten sich 123 Firmen aus der gesamten Bundesrepublik in vier Kategorien, nominiert wurden neun. Durchgesetzt hatten sich die Tangerhütter gegen den zweiten Favoriten in der Gruppe der kleinen und mittelständischen Unternehmen mit bis zu 250 Beschäftigten, eine Firma aus Leverkusen.

Als Matthias Teek 2008 sein Einmann-Unternehmen gründete, schlüpfte er, ohne es zu wissen, in eine Marktlücke. Der gelernte Kfz-Schlosser begann, mit einem 500-Bar-Hochdruckreiniger auf Wasserbasis Boote zu säubern. Was bei Schiffen funktioniert, funktioniert aber auch bei Schienenfahrzeugen. So hatte der 49-Jährige bald darauf den Großauftrag des Stendaler Lokomotivbauers Alstom in der Tasche. Der Kundenkreis vergrößerte sich. Nur zehn Monate arbeitete Teek alleine, dann holte er seinen Sohn Felix mit ins Boot. Seit 2014 ist Frank Giebelmann mit im Geschäft und Ehefrau Silke Teek komplettiert des vierköpfige Team.

Mit Wasserdruck ab 3000 Bar können fast alle Materialien auch geschnitten werden. „Matetec“ investierte zusätzlich in einen Wasserstrahlschneider. Das Verfahren biete sich besonders dort an, wo Teile aus verschiedene Werkstoffkombinationen bestehen. Etwa bei Rotorblättern von Windkraftanlagen. Haben die Mühlen ausgedient, müssen die Flügel zerlegt werden. Die Tangerhütter Firma eroberte sich diesen Markt.

Das Schneiden der Rotorblätter mit der üblichen Handlanze war aber trotz Schutzausrüstung sehr gefährlich und körperlich anstrengend. „Da wirken Rückstoßkräfte von 25 Kilogramm“, erläutert Teek. „Unfälle haben Folgen für Leib und Leben“, so der Firmenchef und er zählt auf: Wasser kann unter die Haut schießen, Körperteile können durchschossen oder komplett abgetrennt werden. „Das war von Seiten des Arbeitsschutzes nicht mehr vertretbar.“

Matthias Teek und Sohn Felix begannen zu tüfteln. Sie experimentierten, verwarfen Ideen, probierten mindestens zehn verschiedene Maschinen aus. Schließlich erfanden beide eine Kombination aus Teleskop-Lader und Schneidwerkzeug. Über eine spezielle Hydraulik kann der Wasserstrahlschneider aus der Fahrerkabine gesteuert werden. Unter dem Titel: „Werkzeugeinheit zum Zerschneiden großformatiger Objekte, vorzugsweise von Rotorblättern von Windenergieanlagen“ meldeten die Teeks ihre Erfindung zum Patent an.

Dieses langwierige Verfahren ist noch nicht durch. In der Tasche hat „Matetec“ nun aber seit Dienstag den Deutschen Arbeitsschutzpreis und im Anschluss an die offizielle Verleihung gab es von der Berufsgenossenschaft Holz und Metall noch ein Bonbon oben drauf. Diese würdigte die Erfindung mit dem „Kleinen schlauen Fuchs“ und einem weiteren Preisgeld von 1000 Euro.

„Meine Männer haben noch viele Ideen“, macht Silke Teek klar, dass die Preisgelder gut angelegt werden. Zurzeit arbeiten Matthias und Felix Teek an einem Forschungsprojekt der Fraunhofer-Institute mit. Gesucht wird nach Möglichkeiten, Mühlenflügel, die bisher nur verbrannt werden können, wieder in ihre verschiedenen Komponenten zu zerlegen.