Wegen Knast zurück in den Knast
Erfurt l Es muss eine schöne Begegnung gewesen sein, am Freitagabend in der Strafvollzugsanstalt Bernburg. Als dieser 24-jährige Bursche zur Verbüßung seiner Haftstrafe das Eingangstor durchschritten hatte, schenkten ihm womöglich selbst die härtesten der harten Vollzugsbeamten ein Lächeln. Einer hat ihm dann sanft die Hand auf den Oberarm gelegt und mit ruhigem Schritt zur Zelle geleitet. Ja, die Zelle mit der altvertrauten Nummer. Schlüsselgeklapper, ein kleiner Schulterklopfer vom Wärter noch, und dann saß er wieder auf seinem Bett - und guckte in die fragenden Augen von Dietmar, Sparkassen-Rudi und Wassily.
"Junge, was hast du dir denn dabei gedacht?"
Was war passiert? Am 16. November war der 24-jährige Häftling mit drei weiteren Insassen aus der Strafvollzugsanstalt Bernburg geflohen. Doch der junge Mann konnte der Freiheit im kalten November nichts abgewinnen. Am vergangenen Freitag meldete er sich auf einer Polizeiwache in Erfurt. Ihm sei kalt, hat er gesagt. Außerdem habe er Knast und wolle deshalb zurück in den Knast. Noch am gleichen Tag wurde der Bursche nach Angaben des Innenministeriums zurück nach Bernburg gebracht. Vier von fünf zuletzt geflohenen Häftlingen seien inzwischen wieder "heimgekehrt". Aber nur im Falle des 24-Jährigen wird von einer freiwilligen Rückkehr berichtet. In den kommenden drei Monaten soll es für alle Ausbrecher erstmal keine Lockerungen mehr geben, stellt das Innenministerium klar. Strafe muss schließlich sein.
Was soll\'s. Dietmar hat ihm eine Hallorenkugel geschenkt. Sparkassen-Rudi will für ihn beim Anstalt-Chorleiter ein gutes Wort einlegen. Und Wassily borgt ihm für einen Abend die Bilder seiner ukrainischen Schwestern. Schön, wenn man ein Zuhause hat.