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Weihnachten Nicht Zuhause an Heiligabend

Nicht jeder in Sachsen-Anhalt kann Weihnachten mit der Familie verbringen. Arbeit und Lebensumstände machen Heiligabend für einige anders.

22.12.2017, 08:44

Halle (dpa) l Am 24. Dezember sitzen die meisten Menschen mit ihren Liebsten zusammen, essen gemeinsam, beschenken sich und singen Lieder vor einem festlich geschmückten Tannenbaum. Doch nicht alle können oder wollen den Heiligabend im Kreis ihrer Familie verbringen. Ob die Schützlinge im Kinderheim oder die Männer und Frauen bei der Feuerwehr – wie feiern sie Weihnachten außerhalb der eigenen vier Wände? Die Deutsche Presse-Agentur hat sie gefragt.

Sie sind im Einsatz, wenn andere in Not sind: Die Frauen und Männer der Feuerwehr. Die Angestellten der Berufsfeuerwehren sind entsprechend ihrer Schichtpläne auf den Feuerwachen der großen Städte fest eingeteilt, die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehren regeln die Einsätze individuell. Was alle über die Feiertage vereint, ist der Umstand, dass sie nach der Alarmierung unverzüglich zu den verschiedensten Einsätzen ausrücken und die friedliche Stimmung einem organisierten und oft dramatischen Einsatz weichen muss, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Feuerwehrverbands, Janek Rieche. Er habe selbst im Laufe seiner ehrenamtlichen Dienstzeit schon einige Feiertagsabende, anstatt unter dem Weihnachtsbaum, an Einsatzstellen der Stadt Oberharz am Brocken verbracht.

Besonders schwer fällt es auch den Kindern, Weihnachten nicht mit Mama und Papa zu verbringen. Das Kinder- und Jugendheim "Edith Stein" in Naumburg versuche daher das Fest für seine Schützlinge so besinnlich wie möglich zu gestalten, sagte die Einrichtungsleiterin Doreen Rosenberger. Rund 20 Kinder und Jugendliche seien an Heiligabend voraussichtlich in den Wohngruppen, würden gemeinsam das Krippenspiel besuchen und später mit einem Christkind die Bescherung feiern. Wenn es gehe, würden auch einige Eltern eingeladen, sagte Rosenberger. Letztlich gehe es um einen schönen und besinnlichen Abend und das Wohl der Kinder.

Andere Menschen sind an Heiligabend aus freien Stücken nicht bei ihren Liebsten, um für andere da zu sein – wie die Telefonseelsorger im Land. In Halle seien am 24. Dezember sechs Freiwillige abwechselnd im Einsatz, sagte eine Sprecherin der Organisation. Vom geschiedenen Mann bis zur verwitweten Frau – die Seelsorger würden den Anrufern gerade an Weihnachten viel Trost und Zuspruch spenden. Denn zu dem Familienfest spürten viele Menschen besonders stark ihre Einsamkeit. Insgesamt gibt es 100 Ehrenamtler in Halle, 18 davon meldeten sich für die Schichten vom 24. bis 26. Dezember freiwillig. Ein geschmücktes Dienstzimmer soll sie wenigstens ein bisschen in dieser schweren Zeit auf weihnachtliche Gedanken bringen.

Auch die Menschen, die am engsten mit dem christlichen Weihnachtsgedanken verbunden sind, können nicht immer mit ihren Familien den Heiligabend verbringen: Die Kirchenmitarbeiter, Helfried Maas, der Vikar der Evangelischen Marktkirchengemeinde in Halle, gestaltet am 24. Dezember den Gottesdienst in Halles Innenstadt mit. "Die Weihnachtsfeier mit der Familie muss dabei zwischen dem Heiligabend und den Gottesdiensten an den darauffolgenden Weihnachtstagen ihren Platz finden", sagte er. Auch der Superintendant Hans-Jürgen Kant sei an Heiligabend in der Marktkirche. Erst nach der Christvesper habe er Zeit für seine eigene Familie. "Dabei freue ich mich besonders auf den kleinen Richard Benjamin, unseren jetzt erst im November geborenen ersten Enkel. Der wird dann aber wegen der vorgerückten Stunde wohl schnell auf meinem Arm einschlafen."

Für die Häftlinge in Sachsen-Anhalt verläuft der Heiligabend sehr unterschiedlich. In den meisten Einrichtungen – etwa in der Jugendanstalt Raßnitz oder in der JVA Volkstedt – gebe es am 24. Dezember einen Gottesdienst mit Gesang, als Weihnachtsessen kämen Wiener Würstchen und Kartoffelsalat auf den Tisch, teilte das Justizministerium mit. In der JVA Halle könnten die Gefangenen zudem für ihre Kinder Geschenke basteln und diese vor dem Heiligabend überreichen. Die JVA Burg lenkt die Insassen mit einem traditionellen Weihnachtsturnier im Badminton von der emotionalen Zeit fernab der Familie ab. "Jede JVA bemüht sich letztlich, auf der einen Seite Weihnachten zu einem besonderen Fest zu machen und auf der anderen Seite durch viele Angebote auch von traurigen Gedanken abzulenken", sagte ein Ministeriumssprecher in Magdeburg.