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Werkschau Göttliche Mode in Halle

Angehende Modedesigner zeigen in Halle, was sie sich zum Thema Gott haben einfallen lassen. Teuflisch gut oder doch Gottes erfüchtig.

29.01.2018, 06:57

Halle (dpa) l Eine Kollektion für Gott – diesen Titel trägt die Werkschau der angehenden Modedesigner zum Semesterabschluss an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Am 2. Februar ist es soweit, dann zeigen rund 40 Studierende und ihre Models in einer Modenschau Outfits und Kollektionen zu diesem Thema. Präsentiert werden Arbeiten aus dem zweiten bis vierten Studienjahr sowie von Masterstudenten. Mit den Jahren haben die selbstinszenierten flippigen Shows zu jedem Semesterabschluss beim Publikum Kultcharakter bekommen.

Pascal Konradi (24) etwa hat sich für seine Herren-Kollektion mit der Welt des Okkulten beschäftigt. "Jedes Outfit hat den Charakter einer Tarotkarte bekommen", erzählt der Student, der bereits seinen Bachelor in Kommunikationsdesign in der Tasche hat. Nun macht er seinen Master in Modedesign. Er will sich einen Job suchen, "mit einer Schnittmenge zwischen Kommunikation und Design. Zum Beispiel ein Magazin, wo man im grafischen und im kreativen Bereich arbeiten kann."

Jenseits des "göttlichen" Themas hat sich Sarah Dörbandt mit dem Thema Kitsch auseinandergesetzt. Ihre Mantel-Kollektion trägt den Titel "Tüll und Tränen." In Bonbonfarben leuchtend kommt etwa ihre "Tüllbombe" daher – ein Mantel als Tüll-Kugel. Sie will sich nach ihrem Abschluss bei einem Modeunternehmen in Sachen Einkauf und Vertrieb weiterbilden, um dann bei einem kleinen Label einzusteigen.

Die 26-jährige aus Kamp-Lintfort am Niederrhein hat sich ganz gezielt für ein Studium an der Burg in Halle entschieden, weil sie die Nähe zur Kunst und die breitgefächerten Lehrangebote schätzt. "Im vierten Studienjahr habe ich zum Beispiel eine Kollektion zusammen mit einer Industriedesignerin gemacht."

Die Lehrbeauftragte des Studienganges, Julia Müller, sieht in der Nähe zu den künstlerischen Fächern und in der Breite der Ausbildung die Stärke der Burg. "Modedesigner der Burg können von der Zeichnung bis zum Endprodukt alles umsetzen, weil sie das alles hier gelernt haben", sagt Müller. Durch die Nähe zum Textildesign könnten sogar auch Spitzen oder Stoffe selbst entwickelt oder veredelt werden.

Modedesigner werden vielerorts an Fachhochschulen oder Akademien ausgebildet, etwa in Hamburg, Hannover oder Bielefeld. Die Hochschule für Künste in Kiel bildet Modedesigner aus, ebenso wie die renommierte Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Seit 2006 haben Burg-Studenten immerhin zwölfmal den European Fashion Award FASH, den die Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie in mehreren Kategorien vergibt, nach Halle geholt.

Die Wege, die Burgabsolventen nach ihrer Ausbildung gehen, sind sehr unterschiedlich, berichtet Müller. "Einige gehen zu Modezeitschriften, ein Student macht jetzt Filmprojekte. Andere wiederum zieht es zum Theater oder in die Industrie. Jobs bei den großen Haute-Couture-Häusern indes sind dünn gesät, weiß Katharina Eichner, künstlerische Mitarbeiterin der Modeklasse. "Nach Paris zu gehen, heißt, sich jahrelang durch ein Nadelöhr zu quetschen", sagt sie.

Alexandra Börner beispielsweise hat im Sommersemester 2017 ihren Master an der Burg gemacht. Jetzt arbeitet sie als Fashion- und Performance-Künstlerin. Rico Berger etwa hat im Wintersemester 1015/16 seine Masterprüfung bestanden und arbeitet mittlerweile bei einer internationalen Modekette in Stockholm.

Bergers ursprünglicher Wunsch war es, Kunst zu studieren. Er hat sich dann aber für Mode entschieden, weil er als erstes nach einer schwierigen Operation im Krankenhaus zu Stift und Papier gegriffen und einen Kleiderentwurf gezeichnet habe. Das Besondere an der Burg im Vergleich zu anderen international anerkannten Hochschulen ist für ihn die familiäre Atmosphäre. "Jedes Semester, wenn der Stresspegel maximal ist und nur noch wenige Tage bis zur Show bleiben, helfen sich alle gegenseitig, um eine grandiose Show zu gestalten", betont der Designer.