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Wiedervereinigung Tullner gegen Ost-West-Schüleraustausch

Knapp 30 Jahre nach der Wiedervereinigung wissen Ost und West zu wenig übereinander, findet Thüringens Kultusminister Helmut Holter.

15.01.2018, 13:02

Berlin/Magdeburg (dpa) l Der neue Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), Helmut Holter, plädiert für mehr Austausch zwischen Schülern in Ost und Westdeutschland. "Wir brauchen nicht nur Schülerprojekte im Austausch mit Polen oder Frankreich, sondern auch zwischen Leipzig und Stuttgart", sagte der thüringische Bildungsminister (Linke) den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Das könne helfen, den innerdeutschen Dialog zu fördern.

"Ich stelle immer wieder fest, sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen, dass insgesamt zu wenig über die Geschichte in der alten Bundesrepublik und in der DDR bekannt ist", sagte Holter der Deutschen Presse-Agentur. Für seine KMK-Präsidentschaft habe er sich die Demokratiebildung als Schwerpunkt gesetzt. Immer wieder bekomme er in dem Zusammenhang zu hören, dass Demokratiedefizite doch ein ostdeutsches Problem seien. "Das sehe ich eben nicht so." Mehr Austausch über Geschichte und Leben in Ost- und Westdeutschland solle mehr Verständnis fördern.

Es gehe ihm nicht um einen großen Aufwand, betonte Holter. "Sondern mir geht es darum, möglichst niederschwellig Begegnungen zu organisieren." Als Beispiel nannte er ein Projekt im Grenzlandmuseum Teistungen, wo sich im Herbst 2017 Schüler aus Niedersachsen und Thüringen bei einer gemeinsamen Projektarbeit zur innerdeutschen Grenze getroffen hatten. "Begegnungen sind möglich, man kann Projektarbeit machen, man kann sich in Jugendcamps oder anderswo treffen und solche Dinge diskutieren", sagte Holter.

Der Thüringer Bildungsminister hat zum Jahresbeginn die Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz übernommen. Er folgte der Kultusministerin Baden-Württembergs Susanne Eisenmann (CDU) und wurde am Montag offiziell in sein Amt eingeführt.

 

Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner hält einen Schüleraustausch zwischen Ost- und Westdeutschland nicht für zielführend. "Im Jahr 28 nach der Deutschen Einheit sollten wir keine ideologischen Mauern konstruieren, wo keine mehr sind", sagte der CDU-Politiker am Montag zur Idee seines Thüringer Amtskollegen Helmut Holter (Linke).

Tullner sagte der Deutschen Presse-Agentur, es gebe bereits unzählige gemeinsame Projekte zwischen Schulen aus unterschiedlichen Bundesländern. Als Beispiel nannte er die gemeinsame Aufarbeitung der deutschen Teilung an der Gedenkstätte Marienborn an der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. "Es muss vielmehr darum gehen, Gemeinsamkeiten statt Unterschiede zu betonen", sagte Tullner. Schüler seien da den Erwachsenen sogar oft voraus.