In Sachsen-Anhalt sterben doppelt so viele Menschen an Herzinfarkt wie in Westländern Wohnort entscheidet über Leben und Tod
Magdeburg l Für Herzinfarkt-Patienten ist der Wohnort offenbar entscheidend über Leben und Tod. In Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen ist das Sterberisiko doppelt so hoch wie in Schleswig-Holstein, Hessen, Berlin, Bayern und Baden-Württemberg.
Die Kardiologie ist in Deutschland eine Erfolgsstory, erklärt Professor Christian Hamm, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, zum Auftakt der Jahrestagung am Donnerstag in Dresden. Im Vergleich zum Jahr 1980 hat sich die Zahl der Todesfälle in Deutschland nach einem Herzinfarkt auf etwa 55000 im Jahr 2010 nahezu halbiert.
Allerdings liegt die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu erleiden und daran auch zu sterben, im Osten fast doppelt so hoch. Sachsen-Anhalt nimmt dabei mit 111 Herzinfarkt-Toten je 100000 Einwohner im Ländervergleich einen traurigen Spitzenplatz ein. In Bayern stehen dagegen 62 Tote in der Statistik. "Über die Ursachen kann momentan nur spekuliert werden", sagte Hamm gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Eine mögliche Ursache könnte die unterschiedliche medizinische Versorgung sein, die in manchen Regionen exzellent und anderswo schlecht ist, aber auch die statistische Erfassung. Entscheidend ist auch, wie schnell ein Herzinfarkt-Patient im Notfall selbst den Arzt ruft. Der persönliche Lebensstil zählt ebenfalls zu den Hauptfaktoren. Weil Krankheiten wie Übergewicht und Diabetes zunehmen, plädiert Hamm für ein Schulfach "Wie lebe ich gesund", in dem Wissen zu gesunder Ernährung und Freude an Bewegung vermittelt werden.
Insgesamt schätzt die Gesellschaft für Kardiologie die Akut-Versorgung nach einem Herzinfarkt als sehr gut ein. Bei fast 90 Prozent der Patienten könne das verschlossene Gefäß nach einem Infarkt mittels Herzkatheter wieder geöffnet und die Durchblutung des Herzmuskels wiederhergestellt werden.
Obwohl die Ursache für die hohe Sterblichkeit in Sachsen-Anhalt ungeklärt ist, spricht einiges für eine mangelnde medizinische Versorgung. 60 niedergelassene Kardiologen gelten unter Herzspezialisten als zu wenig. Während im Bundesdurchschnitt ein Kardiologe auf 28000 Einwohner kommt, sind es in Sachsen-Anhalt 39000. Einen Termin beim Kardiologen gibt es frühestens nach sechs Monaten Wartezeit.