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Tourismus Zahl der Reisebüros geht zurück

Sachsen-Anhalter gehen seltener zur Buchung von Flügen oder Hotels ins Reisebüro. Experten glauben dennoch nicht an ihr "Aussterben".

01.08.2018, 12:29

Halle/Wernigerode (dpa) l In Zeiten des Internets haben es Reisebüros in Sachsen-Anhalt zunehmend schwer. Ihre Zahl ist seit Jahren rückläufig, wie aus Daten des Statistischen Landesamtes hervorgeht. 2012 gab es noch 209 steuerpflichtige Reisebüros im Land, im vergangenen Jahr waren es nur noch 185. "Wenn immer mehr übers Internet gebucht wird, bekommen Reisebüros zunehmend Probleme", sagte die Geschäftsführerin des Tourismusverbands Sachsen-Anhalt, Bärbel Schön. Es gebe jedoch Anzeichen für eine Trendwende.

Diese Einschätzung teilt der Tourismusforscher Volker Böttcher von der Hochschule Harz in Wernigerode. Der Direktor des Instituts für Tourismusforschung geht nicht davon aus, dass Reisebüros ganz verschwinden werden. "Digitale und stationäre Buchungskanäle werden nebeneinander bestehen bleiben", sagte Böttcher. Wie weit die Zahl der Anbieter noch sinken werde, lasse sich zwar nicht abschätzen. Bundesweit zeige sich jedoch bereits, dass das große Reisebüro-Sterben zum Stillstand gekommen sei. "Das überrascht, weil alle dachten, dass Reisebüros gegenüber Online-Anbietern weiter verlieren werden".

Aus Böttchers Sicht gibt es dafür verschiedene Gründe. Zum einen verweist der Experte darauf, dass sich das Buchungsverhalten je nach Art der Reise deutlich unterscheidet. Geht es nur um eine Unterkunft, die einzeln gebucht wird, liegt das Internet vorn. 53 Prozent buchten im vergangenen Jahr online, 34 Prozent im Reisebüro, wie Böttcher unter Verweis auf Zahlen des Deutschen Reiseverbandes (DRV) erklärte.

Bei Pauschalreisen ist es andersherum: 2017 wurden nur 31 Prozent dieser Reisen im Internet gebucht, dafür aber 56 Prozent im Reisebüro. Pauschalreisen richteten sich an eine bestimmte, meist ältere Zielgruppe, die gern im Reisebüro buche, sagte Böttcher.

Große Bedeutung hat das Reisebüro nach Angaben des Wissenschaftlers aber vor allem bei aufwendigen und teuren Reisen. "Die Menschen wollen hier sichergehen, dass nichts schief geht." Ein Reisebüro könne dieses Vertrauen viel eher vermitteln als eine aus mehreren Bausteinen im Internet selbst zusammengestellte Reise. "Der unschlagbare Vorteil von Reisebüros ist neben dem persönlichen Kontakt das Know-How über den Reiseort", sagte Böttcher. Zu einzelnen Unterkünften und Routenvorschlägen könnten konkrete Vor- und Nachteile geschildert werden. "Reisebüros punkten hier mit ihrer Organisationskompetenz", so der Experte.

Der DRV beobachtet deshalb schon länger einen Trend zur Spezialisierung von Reisebüros. Anbieter konzentrierten sich zum Beispiel auf bestimmte Zielgebiete, Reisearten oder Zielgruppen, sagte Verbandssprecherin Kerstin Heinen. Im Fokus stünden dann etwa besondere Angebote für Familien, Alleinerziehende oder Alleinreisende. Reisebüros könnten sich so ein Alleinstellungsmerkmal schaffen.

Nach Einschätzung des ADAC informieren sich die Menschen zwar sehr umfassend im Internet, zum Buchen kommen sie dann aber häufig doch in ein Büro des Reisevermittlers. Das hänge oft mit der Suche nach Sicherheit und Expertenwissen zusammen.