1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Europäischer Erfinderpreis geht nach Zeitz

Zauberwatte Europäischer Erfinderpreis geht nach Zeitz

Mit einer Zauberwatte, die Ölteppiche beseitigen kann, gewinnt die Firma Deurex aus Elsteraue den Europäischen Erfinderpreis.

15.06.2017, 13:09

Zeitz/Venedig (dpa/kb) l Der Chemiker Günter Hufschmid und die Firma Deurex aus Zeitz haben den Europäischen Erfinderpreis gewonnen. Sie wurden am Donnerstag in Venedig für ihre "Superwaffe gegen Ölteppiche" ausgezeichnet, wie das Europäische Patentamt mitteilte. Deurex gewann im Wettbewerb für kleine und mittelständische Unternehmen. Die synthetische Watte aus Wachsfäden könne das Siebenfache ihres Eigengewichts an Öl aufsaugen, ohne dabei Wasser aufzunehmen, hieß es zur Begründung.

"Das macht es zu einem idealen Mittel, um Verschmutzungen durch ausgelaufenes Öl und andere flüssige Chemikalien zu beseitigen." Offiziell heißt das preisgekrönte Produkt "Pure", die Firmenmitarbeiter nennen es aber "Zauberwatte".

Das liege auch an der Endeckung des neuen Ölschwamms, hieß es. Das neue Produkt entstand aus Versehen, als eine falsch eingestellte Maschine über Nacht den Boden mit einer faserigen Substanz bedeckte. Später fanden die Mitarbeiter heraus, dass das Material extrem saugfähig ist, keine chemischen Rückstände hinterlässt und nach dem Auswringen einfach wieder benutzt werden kann.

Die "Zauberwatte" sei bereits im Großeinsatz gewesen, um das schwer versechte Niger-Delta zu reinigen. 2013 half eine Lastwagenladung der Wachswatte laut Mitteilung der Feuerwehr nach einer Überschwemmung in Süddeutschland. Die Keller einiger Dutzend Häuser seien von ausgelaufenem Heizöl befreit worden. Auch für Windkraftanlagen sei das Produkt hilfreich. Die Wachswatte spare Reinigungskosten und verringere Stillstandszeiten, wenn an den Rädern gelegentlich Schmieröl austrete.

„Wir freuen uns über die zusätzliche mediale Aufmerksamkeit und dass auf diesem Wege mehr Leute auf umweltfreundliche Produkte aufmerksam werden", sagte Torsten Rödinger, Marketing- und Kommunikationsbeauftragter des Unternehmens. Gut ein Dutzend Mitarbeiter der 25-köpfigen Firma hätten die Verleihung im Live-Stream auf der Internetseite des Patentamts verfolgt und seien „kollektiv ausgerastet“, so Rödinger.

Der ausgezeichnete Erfinder Hufschmied studierte in München Chemie und arbeitete zunächst mehrere Jahre beim Konzern BASF. Anfang der 90er Jahre sei die Deurex-Gruppe in Zeitz gestartet, zunächst mit der Vermarktung eines neuen mikronisierten Wachses, das als Schutzüberzug genutzt werden konnte. Inzwischen beschäftige der Betrieb 100 Menschen, ein Fünftel arbeite an "Pure". Zuletzt habe das Unternehmen eine neue Produktionsanlage errichtet und könne 700 Tonnen der Wachswatte herstellen. Weitere Investitionen im In- und Ausland seien geplant.

Hufschmid ist nicht der einzige deutsche Preisträger bei dem europäischen Wettbewerb: Günter W. Hein aus München entwickelte zusammen mit seinem europäischen Team eine neue Signaltechnologie für das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo. Sie stellt sicher, dass Galileo Positionen auf Zentimeter genau bestimmen kann.

Der Lübecker Physiker Robert Huber und sein internationales Team haben eine Technologie entwickelt, die dreidimensionale Echtzeitbilder von menschlichem Gewebe liefert. Es ermöglicht die frühe Diagnose von schweren Augenkrankheiten, Krebs und Herzerkrankungen. Der Europäische Erfinderpreis wird seit 2006 vergeben. Jeder kann einen Vorschlag einreichen. Eine Jury sucht Innovationen aus, die neben technischer Originalität durch ihre besondere wirtschaftliche und gesellschaftliche Wirkung auffallen.