Telemetrieprojekt zum Wolf / Wieder Nachwuchs auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow "Zoras" letztes Lebenszeichen südlich von Hamburg
Magdeburg. Die einjährige Wölfin "Zora" vom Truppen-übungsplatz Altengrabow (Jerichower Land) hält sich derzeit vermutlich südlich von Hamburg auf. Die letzten Daten vom Aufenthaltsort des Tieres, das seit Ende März mit einem GPS-Sender ausgestattet ist, stammen aus dem Raum Winsen/Luhe (Niedersachsen).
"Allerdings haben wir seit mehr als dreieinhalb Wochen kein Signal mehr erhalten", erklärte Gesa Kluth vom Wildbiologischen Büro "Lupus" aus Spreewitz (Sachsen), das das Telemetrieprojekt des Landesamtes für Umweltschutz und des Bundesforstbetriebes Nördliches Sachsen-Anhalt durchführt. Das einjährige Tier vom Wolfsnachwuchs aus dem Jahr 2010 des Altengrabower Paares hat demnach mehr als 230 Kilometer vom heimatlichen Territorium zurückgelegt. Für Wolfsexpertin Gesa Kluth nicht unbedingt Anlass zur Sorge – obwohl sich das Tier in einem Areal aufhält, das von der A39 sowie mehreren Bundesstraßen begrenzt ist. "Wir wissen nicht, was los ist", so die Biologin. Interessanterweise wurde aus der Region südlich von Hamburg keine Sichtung von Meisterin Isegrim gemeldet - ebenso kein Riss eines Nutztieres.
Die GPS-Daten werden per SMS vom Senderhalsband an das Büro "Lupus" übertragen. Gut möglich, dass sich "Zora" in einem Funkloch aufhält.
Ihre Schwester "Tina", die im März ebenfalls mit einem Sender ausgestattet worden ist, zieht es dagegen nicht in die Ferne. Ihre letzten Daten stammen aus dem östlich, in Brandenburg gelegenen Teil des Truppenübungsplatzes.
Die beiden mit Sendern ausgestatteten Wölfinnen sind Teil eines Telemetrieprojektes, mit dem das Wanderverhalten von Wölfen untersucht wird - um ein über Bundesländer hinausgehendes Wolfsmanagement zu etablieren. Das seit Herbst 2008 auf dem Truppenübungsplatz lebende Wolfspaar hatte im vergangenen Jahr acht, vermutlich sogar neun Welpen, zu denen "Tina" und "Zora" gehören. Auch in diesem Jahr gibt es wieder Nachwuchs, bestätigte der Wolfsbeauftragte des Truppenübungsplatzes, Klaus Puffer. "Wir haben Welpenspuren gefunden. Wie viele Tiere es sind, wissen wir nicht genau." Die sieben auf dem 10 000 Hektar großen Bundeswehr-Areal aufgestellten Fotofallen haben dazu noch keine Bilder geliefert.
Puffer erklärte auf Nachfrage, dass der im Juni 2009 illegal von einem Jäger bei Tucheim (Jerichower Land) erlegte Wolfsrüde – entgegen ursprünglicher Annahmen – nicht der Vater der 2009 auf dem Truppenübungsplatz geborenen drei Welpen gewesen war. Genetische Untersuchungen im Auftrag des Landesumweltamtes hätten jetzt ergeben, dass das zweijährige Tier auf der Wanderschaft war und aus Ostpolen stammte.