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Allergien und Kühlketten: Mehr Herausforderungen für Tafeln

Obst, Joghurt und Reis: Die Tafeln im Land verteilen jährlich Hunderte Tonnen an Lebensmittel. Der Aufwand, um die gespendeten Waren zu den Bedürftigen zu bringen, steigt - mit Folgen.

09.10.2019, 05:32

Quedlinburg (dpa/sa) - Die Tafeln in Sachsen-Anhalt müssen zunehmend logistische Hürden meistern. "Unsere größte Herausforderung ist der Wettlauf mit der Zeit", sagte der Landesvorsitzende der Tafeln in Sachsen-Anhalt, Andreas Steppuhn, in Quedlinburg. Kühlketten müssten eingehalten, Mindesthaltbarkeitsdaten beachtet und lange Anfahrtswege bewältigt werden. Der hohe Aufwand habe seinen Preis, so Steppuhn.

Um eine Palette mit Lebensmitteln im Land von A nach B zu transportieren, fielen im Schnitt Kosten von rund 50 Euro an, hieß es. Unter anderem müssten Transporter, Lagerräume, Reparaturen an Lieferfahrzeugen oder anderem Inventar und kleine Büros finanziert werden. Deshalb seien nicht nur Lebensmittel-, sondern auch Geldspenden wichtig für die Tafeln.

Eine der neusten Schwierigkeiten: "Die Lebensmittel werden zunehmend direkt von großen Erzeugern gespendet, was zu mehr Herausforderungen führt", erklärte Steppuhn. Denn die oft spontan bereitgestellten Spenden müssten schnellstmöglich an die verschiedenen Tafeln im Land verteilt und dort vorschriftsgemäß gelagert werden. Nicht immer seien genug Kühltransporter oder Lagermöglichkeiten wie etwa Kühlschränke in den Ausgabestellen vorhanden. Früher wurden die Tafeln meist von kleinen Discountern beliefert, so dass die Spenden gestückelt abgeholt und gelagert werden mussten.

Neben den logistischen Herausforderungen müssten die Mitarbeiter der Tafeln heutzutage weitere Besonderheiten bewältigen. So habe sich teilweise das Angebot in den Supermärkten und damit bei den Ausgabestellen geändert: Heute gebe es mehr vegetarische Lebensmittel, die den Tafelkunden erst noch "schmackhaft" gemacht werden müssten, sagte Steppuhn.

Auch auf Allergien gegen Laktose, Gluten oder anderes müssten die Tafelmitarbeiter vorbereitet sein. Denn einige Tafelkunden könnten bestimmte Lebensmittel nicht essen. Die Helfer bei den Tafeln würden auf die Unverträglichkeiten, wenn sie von ihnen Kenntnis hätten, Rücksicht nehmen und stattdessen andere Lebensmittel verteilen, erklärte Steppuhn. Die Mitarbeiter hätten auch die Möglichkeiten bundesweite Seminare zu besuchen und sich zu Themen wie Kochen, Datenschutz und Sicherheit weiterzubilden.

Landesweit gibt es den Angaben nach derzeit 32 Tafeln, die rund 100 Ausgabestellen unterhalten. Rund 800 ehrenamtliche Helfer und weitere 170 Beschäftigte, die meist über geförderte Maßnahmen wie "Jobperspektive 58plus" oder "Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt" den Weg zu den Tafeln gefunden haben, sorgen dafür, dass im Schnitt jährlich rund 50 000 Kunden mit Lebensmitteln versorgt werden. Allein im vergangenen Jahr wurden 3600 Tonnen an Obst, Brot und anderen Lebensmitteln gesammelt und an Bedürftige verteilt.

Seminare der Tafel

Tafeln in Sachsen-Anhalt