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Ameos-Beschäftigte gehen ab Montag in unbefristete Streiks

Seit Monaten streiten Ärzteschaft und Personal mehrerer Ameos-Kliniken mit der Geschäftsführung um bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld. Jetzt wollen sie in unbefristete Streiks treten. Worauf müssen sich Patientinnen und Patienten einstellen?

24.01.2020, 18:45
Stefan Sauer
Stefan Sauer zb

Magdeburg (dpa/sa) - Im Streit um die Arbeitsbedingungen bei Kliniken des Konzerns Ameos in Sachsen-Anhalt verschärfen Ärzte und Pflegepersonal den Arbeitskampf. Von Montagmorgen an rufen die Gewerkschaften Verdi und Marburger Bund zu unbefristeten Streiks auf, wie die Organisatoren am Freitagabend mitteilten. Dabei soll jeweils zwischen sechs Uhr morgens und 22 Uhr abends gestreikt werden.

Betroffen sind die Standorte Aschersleben-Staßfurt, Bernburg, Schönebeck und Haldensleben. Verdi rechnet damit, dass 600 bis 700 Pflegerinnen und Pfleger pro Tag die Arbeit niederlegen. Der Marburger Bund wollte im Vorfeld keine Prognosen abgeben.

Patientinnen und Patienten müssen sich darauf einstellen, dass geplante Operationen verschoben werden, sagte der zuständige Verdi-Bereichsleiter Bernd Becker. Die Notfallversorgung soll allerdings abgesichert werden. Zwar habe Ameos eine entsprechende Vereinbarung nicht unterzeichnet. Ärzte und Pflegepersonal hätten jedoch ein Interesse daran, die Versorgung von Notfällen abzusichern.

Ameos versicherte, dass über die Notfälle hinaus auch die reguläre Versorgung der Patientinnen und Patienten gesichert sei. Zu getroffenen Vorbereitungen und der Wahrscheinlichkeit von OP-Verschiebungen wollte sich Geschäftsführer Lars Timm im Vorfeld nicht äußern.

An den betroffenen Krankenhäusern schwelt seit Monaten ein Konflikt zwischen dem Betreiber Ameos und den Angestellten. Die Gewerkschaften fordern einen Tarifvertrag. Ameos lehnt Verhandlungen bisher ab und sieht in Tariflöhnen eine Gefahr für den Fortbestand der Krankenhäuser.

Bereits im November hatte es erste Warnstreiks gegeben. Verdi wirft Ameos vor, in Folge dessen mehrere fristlose Kündigungen ausgesprochen zu haben und mit Massenentlassungen zu drohen. Der Gesundheitskonzern streitet das ab und begründete die Kündigungen mit Erlösausfällen. Zuletzt kritisierten auch zahlreiche Landespolitiker aller Parteien bis hin zu Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) den Umgang von Ameos mit den Beschäftigten.

Wie lange die unbefristeten Streiks dauern, ist offen. Laut Verdi-Sprecher Becker könnten sie nur unterbrochen werden, wenn die Angestellten nicht mehr streiken wollten oder Ameos ein verhandlungsfähiges Angebot vorlege. "In Hildesheim und Osnabrück haben die Kollegen elf Wochen gebraucht, um Ameos dazu zu bewegen", sagte Becker.

Zuvor hatte Verdi per Urabstimmung über unbefristete Streiks abstimmen lassen. Mehr als 92 Prozent der Verdi-Mitglieder an den betroffenen Standorten beteiligten sich, fast 100 Prozent waren dafür. Auch beim Marburger Bund ging die Abstimmung mit hoher Zustimmung zugunsten der Arbeitskampfmaßnahme aus.

Die Streikbereitschaft sei hoch, sagte eine Sprecherin des Marburger Bundes, der die Ärzteschaft vertritt. Es herrsche eine hohe Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen, die Fluktuation steige an. So dürften keine Überstunden geschrieben werden, Ameos verlange Arbeitszeiten, die gegen gesetzliche Regelungen verstießen. Mit Blick auf die Entgelte und Freizeitausgleichsregelungen des Tarifvertrags bekämen die Ärztinnen und Ärzte schätzungsweise ein Fünftel weniger.